Versicherungen : Flutschäden in Milliardenhöhe
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Der Umfang der Schäden ist schwer zu schätzen Bild: AP
Bis zu 15 Milliarden Euro an Kosten könnte die Jahrhundertflut verursacht haben. Stark betroffen sind die Allianz und die Münchener Rück.
Während die Wasserstände in einigen Bundesländern noch steigen, wird bereits heftig über die Kosten der Flutkatastrophe spekuliert. Obwohl also die Höhe der Schäden noch nicht völlig absehbar ist, kursieren derzeit Zahlen im zweistelligen Milliardenbereich.
So schätzt die Allianz den volkswirtschaftlichen Schaden, den die Hochwasserkatastrophe allein in Deutschland angerichtet hat, auf rund 15 Milliarden Euro. Die selbe Summe wird in einer Studie von Merck Finck genannt. Auch Merrill Lynch geht von Schäden in Höher von 15 Milliarden Euro aus, bezieht sich dabei aber auf alle Katastrophengebiete in Mitteleuropa, also auch jene in Tschechien oder Österreich. Wesentlich weiter geht die sächsische Landesregierung, die die Schäden in dem Bundesland auf bis zu 16 Miliarden Euro beziffert. Die Zahlen sind allesamt Schätzungen und dürften in den kommenden Wochen noch mehrfach korrigiert werden.
Allianz und Münchener Rück am stärksten betroffen
Fest steht hingegen, dass die Allianz sowie die Münchener Rück zu den finanziell am stärksten von den Folgen der Flut betroffenen Institute zählen. In einem Worst-Case-Szenario rechnen die Experten von Merck Finck bei der Allianz mit 223 Millionen Euro Schadensaufkommen und einem um 0,91 Euro niedrigerem Gewinn pro Aktie im laufenden Jahr. Bei der Münchner Rück könnten die Zahlungen laut den Berechnungen der Analysten bis zu 186 Millionen Euro betragen. Die Schadenssummen für AMB (28 Millionen Euro), Axa (27 Millionen Euro), Ergo (25 Millionen Euro) und Hannover Rück (37 Millionen Euro) liegen nach diesem Szenario im unteren zweistelligen Millionen-Bereich.
Auch Merril Lynch sieht die auf die Allianz sowie die Münchener Rück zukommenden Kosten im dreistelligen Millionenbereich. Hier werden Summen von 217 Millionen Euro bei der Münchener Rück sowie 149 Millionen Euro bei der Allianz genant. Stark betroffen dürfte den Experten des US-Investmenthauses zufolge auch die Schweizer Rück sein, deren Schadensaufwand mit 173 Millionen Euro beziffert wird. Die bei den Versicherungen engagierten Investoren hätten allen Grund sich Sorgen zu machen, so die Experten. Denn die Flutschäden könnten noch höher ausfallen, als bislang angenommen wird.
Policen aus DDR-Zeit
Die Analysten von Merck Finck gehen bei ihren Schätzungen davon aus, dass die Flut in Ostdeutschland höhere Schäden verursacht hat, als in allen anderen von Überschwemmungen heimgesuchten Gebieten. Die Katastrophe dürfte daher in erster Linie deutsche Versicherungen, unter ihnen besonders die Allianz und die Münchner Rück als deren größten Rückversicherer treffen.
Die Allianz hatte nach der Wende die Deutsche Versicherungs AG, den ehemaligen Monopolisten im DDR-Versicherungsgeschäft übernommen. Nun muss sie für Schadensfälle aus Policen aufkommen, die bereits zu DDR-Zeiten abgeschlossen wurden. Außerdem schätzen die Analysten die Versicherungsquote für Hochwasserschäden in Ostdeutschland höher ein, als die in Westdeutschland, wo die Quote bei fünf Prozent liege.
Merck Finck betont, dass es derzeit sehr früh sei, Versicherungsschäden zu schätzen, da die Flut noch nicht vorbei sei. In den überfluteten Gebieten seien auch Versicherungsbüros überschwemmt worden, so dass selbst den Versicherern nicht ausreichend Daten zur Verfügung stünden, die Schäden zu berechnen. Die Deckung der Schäden in Ostdeutschland seien aber höher, als in anderen Regionen, heißt es weiter. Nach dem von Merck Finck berechneten Worst-Case-Szenario dürften 80 Prozent der Schäden auf Ostdeutschland entfallent. Insgesamt seien 20 Prozent aller Hochwasserschäden durch Versicherungen gedeckt. Die Zahlung der Schäden teilen sich Erst- und Rückversicherer je zur Hälfte.