Die Berliner verlieren die Lust am ÖPNV
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Mindestens bis zum Sommer verkehrt die U2 zum Alexanderplatz nur noch im Pendelverkehr. Bild: dpa
In Berlin herrschen Zustände wie auf dem platten Land, weil zentrale Bahnlinien ins Stocken geraten. Die Bereitschaft der Bürger zum Klimaschutz wird auf eine harte Probe gestellt.
Hauptstädter gehen bei der Verkehrswende gerne mit stolzgeschwellter Brust vorneweg. Die Frage, wozu ein Auto in Zeiten der Klimakrise überhaupt noch nötig sei, ertönt in den vergangenen Jahren regelmäßig auf Partys und Empfängen, zu denen der Berliner gerne mit einer Kombination aus S-Bahn und E-Roller anreist. „Multimodal“ heißt das dann in vorbildlicher verkehrspolitischer Manier. Auch der Bundesverkehrsminister Volker Wissing selbst, häufig als Autoliebhaber allererster Güte verschrien, beschreibt so die Zukunft der Fortbewegung.
Und es stimmt ja auch: Schneller und angenehmer geht es kaum. Die Berliner S-Bahn, sei es nun von Nord nach Süd oder von Ost nach West, ist unschlagbar – allen Meckereien darüber zum Trotz, was in der Hauptstadt gerade alles nicht funktioniert. Mag der Personalausweis auch schon seit Monaten abgelaufen sein, die Nahverkehrszüge rauschen auch um kurz vor Mitternacht noch im Zehn-Minuten-Takt durch die Stadt. „Weil wir dich lieben“, lautet der selbstbewusste Werbeslogan der Berliner Verkehrsbetriebe, wobei völlig unwichtig ist, wer gemeint ist, mithin, wer hier eigentlich wen liebt: Die Berliner und ihr öffentlicher Personenverkehr sind ein Herz und eine Seele.
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