Verkauf von Sal. Oppenheim : Madeleine und die Männer
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Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz Bild: dpa
Wenn an diesem Mittwoch über das Schicksal des Bankhauses Sal. Oppenheim entschieden wird, dürfte dabei auch der Name Madeleine Schickedanz fallen. Die Quelle-Erbin und Arcandor-Großaktionärin war es, die das Haus auf ihrem unaufhaltsamen Abstieg mit in den Abgrund gerissen hat.
Es ist ein geradezu historisches Ereignis - und ein schwarzer Tag für das stolze Köln. Wenn an diesem Mittwoch das Ende der 220 Jahre währenden Unabhängigkeit des berühmtesten Bankhauses der Domstadt besiegelt wird, dann ist das auch die Folge des Schicksals einer Milliardärin: Madeleine Schickedanz, die Quelle-Erbin und Arcandor-Großaktionärin war es, deren unaufhaltsamer Abstieg das Bankhaus Sal. Oppenheim mit in den Abgrund gerissen hat.
Schickedanz war einst eine der reichsten Frauen Deutschlands - ihr Vermögen wurde noch 2007 auf 3,8 Milliarden Euro geschätzt. Jetzt hat sie fast alles verloren. Arcandor und Quelle sind pleite. Und das Bankhaus Oppenheim, das ihr in den vergangenen Jahren gewaltige Summen Kredit gewährt hatte, wird zum Spottpreis an die Deutsche Bank verscherbelt.
Kein Glück mit den Männern
Es ist ein Drama. Es geht um verlorene Familienvermögen in zwei Fällen. Und es geht um eine Frau, die kein Glück hatte mit den Männern - privat wie beruflich.
Zweien ihrer Ehemänner hatte Madeleine Schickedanz Macht in ihrem einstigen Imperium gegeben. Von beiden hat sie sich wieder getrennt. Doch drei weitere Männer spielten in ihrem Leben eine tragische Rolle: Der smarte Manager Thomas Middelhoff, den Schickedanz im Mai 2005 dazu drängte, vom Aufsichtsratsvorsitz an die Vorstandsspitze des Arcandor-Konzerns zu wechseln. Außerdem der hartgesottene Immobilienunternehmer und Maurerpolier Josef Esch, von dem sie ihr Vermögen verwalten ließ. Und der Kölner Privatbankier Matthias Graf von Krockow, der als Sprecher der Partner von Sal. Oppenheim dafür verantwortlich war, dass sich die Bank so verhängnisvoll bei Schickedanz engagierte.
Privates und Geschäftliches nicht ausreichend getrennt
Die Geschichte begann 1998. Damals beteiligte sich Madeleine Schickedanz, Haupterbin des Versandhauses Quelle, am Warenhauskonzern Karstadt, um anschließend beide Unternehmen zu fusionieren. Dafür bekam sie von Oppenheim einen Großkredit - angeblich mehr als eine Milliarde Mark. „Das war für eine Bank der Größenordnung von Oppenheim unverantwortlich viel“, meinen Banker heute.
Diesen Kredit soll sie auch der Fürsprache ihres Vermögensverwalters Josef Esch zu verdanken haben. Esch arbeitete eng mit Oppenheim zusammen, verschaffte dem Bankhaus immer wieder viel Geschäft - obwohl seine Aktivitäten im „Kölner Klüngel“ nicht unumstritten waren (Soap am Rhein). Oppenheim-Bankier Krockow vertraute offenbar sowohl Esch als auch Schickedanz unverhältnismäßig stark. „Das muss er sich heute vorhalten lassen“, sagt ein ehemaliger Oppenheim-Manager. Krockow habe private Freundschaften und geschäftliches Engagement nicht ausreichend getrennt. Der enge persönliche Kontakt des Privatbankiers zu seinen Kunden, in guten Zeiten eine Stärke des Geschäftsmodells Privatbank, erwies sich bei der Kundin Madeleine Schickedanz als fatal.
Ein Fehler folgt auf den nächsten
Nachdem Oppenheim einmal mit dem Milliardenkredit ein viel zu großes Risiko eingegangen war, folgten weitere Fehler scheinbar zwangsläufig. So bürgten die beiden persönlich haftenden Gesellschafter Krockow und Christopher Freiherr von Oppenheim, Aufsichtsratschef Georg Baron von Ullmann sowie weitere Familienmitglieder bereits im Jahr 2005 persönlich für ein zusätzliches Darlehen über 300 Millionen Euro. Die Initiative dazu soll von Krockow ausgegangen sein.
Das persönliche Engagement der Oppenheim-Gesellschafter wird nun als eine weitere Erklärung gesehen, warum sich Sal. Oppenheim im Herbst 2008 mit 30 Prozent an Arcandor beteiligte - obwohl die Risiken eines solchen Engagements für die vergleichsweise kleine Privatbank damals nicht zu übersehen waren. Krockow verwies jedoch auf das „enorme Potential“, das man in Arcandor sehe.
Dieses Jahr nun zog sich die Schlinge aber zu. Mit dem Niedergang von Arcandor, der im Juni in der Insolvenz gipfelte, wurden die Bürgschaften nach und nach fällig. Schließlich hatte Schickedanz nahezu ihr gesamtes Vermögen in Arcandor angelegt. Den Eigentümern von Oppenheim fehlten damit die Mittel, um der - zu allem Überfluss auch noch heftig von der Finanzkrise gebeutelten - Bank noch einmal unter die Arme greifen zu können. Schließlich hatten die Familieneigentümer schon zum Jahreswechsel stolze 200 Millionen Euro nachschießen müssen.
Für Quelle kam vergangene Woche offiziell das „Aus“ (siehe: Das Aus für Quelle in Deutschland). Und zwar ausgerechnet an dem Tag, an dem Madeleine Schickedanz 66 Jahre alt wurde. Geäußert hat sie sich zu dem Drama seither nicht. Ihr dritter Mann, Leo Herl, ließ lediglich ausrichten, es gehe seiner Frau derzeit nicht gut.