Empörung über Edeka : Ausgestopftes Rind im Supermarkt erzürnt Veganer
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In einem Kuhstall in Brandenburg Bild: dpa
Ein Supermarkt im brandenburgischen Hennigsdorf wird zum Zentrum eines Shitstorms. Darf man ein ehemaliges Lebewesen zwischen Wurstgläser stellen?
Die Weihnachtsgans oder der vegane Kartoffelsalat sind verspeist, das Raclette zu Silvester, ob mit oder ohne Fleisch, ebenso. Doch das erfolgreiche Umschiffen kulinarischer Klippen im Familien- und Freundeskreis heißt noch lange nicht, dass das neue Jahr mit mehr Gelassenheit in Ernährungsfragen beginnt, wie die Aufregung um ein ausgestopftes Jungrind in einer Filiale der Supermarktkette Edeka im brandenburgischen Hennigsdorf zeigt.
Mit einem Instagram-Schnappschuss von „Anton“ – schwarzes Fell, zwei gelbe Ohrmarken – fing es an. „An Geschmacklosigkeit nicht zu übertreffen“, kommentierte die Nutzerin, die das Foto verbreitete.
Bald darauf schwappte die Empörung hinüber zum Kurznachrichtendienst Twitter, wo ein Nutzer namens „Der Veganer“ schrieb: „Und wenn man glaubt, man habe schon alles an Geschmacklosigkeit in Sachen Tierausbeutung gesehen, kommt der #Edeka Henningsdorf und platziert den ausgestopften Körper eines Opfers der Tierausbeutungsindustrie mitten zwischen Leberwurstgläser.“
Immer mehr Menschen beteiligten sich an der Debatte. Viele zeigten sich ähnlich empört, „widerlich“, „ekelhaft“, mancher forderte einen Boykott von Edeka. Einige Nutzer warfen aber auch die Frage auf, ob es nicht sinnvoll und durchaus im Sinne von Veganern sei, wenn ein Supermarkt zeigt, dass das, was in Wurstkonserven steckt, mal ein Tier wie besagtes Jungrind Anton war.
Die Tierschutzorganisation Peta erhob die Szenerie in Hennigsdorf zu nicht weniger als einem „Tierleichen-Skandal“: „Es ist absolut zynisch, die Leiche eines fühlenden Lebewesens zu präparieren und sie als vermeintliche Dekoration zwischen tierischen Produkten wie Leberwurst aufzustellen“, gab Ernährungsreferentin Bettina Eick zu Protokoll. Wenn schon, dann solle Edeka den Schlachtprozess eines Tieres im Supermarkt dokumentieren.
„Es ist absolut zynisch“
Edeka wollte sich an dieser Debatte nicht beteiligen. „Der landwirtschaftliche Betrieb hat das Modell bereits abgeholt“, teilte eine Sprecherin des Unternehmens auf Anfrage mit. Ob aus Sorge um Anton oder um den Ruf von Edeka, blieb offen.
Was die Sprecherin noch sagte: Es habe sich um das Ausstellungsstück eines regionalen landwirtschaftlichen Betriebs mit freilaufenden Rindern gehandelt, mit dem auf die Produkte des Lieferanten aufmerksam gemacht werden sollte. Die Kunden hätten dies „durchaus positiv“ aufgenommen.
Die Hamburger Edeka-Zentrale startete unterdessen am 3. Januar eine Aktion unter dem Schlagwort „Veginner“. Im „weltweit bekannten Veganuary“ sollen Kunden Tipps für eine pflanzliche Ernährung bekommen. Nach den Zahlen des Bundeslandwirtschaftsministeriums ernährten sich 2022 sieben Prozent der Menschen in Deutschland vegetarisch und ein Prozent vegan.