Versorgung sicherstellen : US-Regierung ruft nach Hackerangriff auf Pipeline regionalen Notstand aus
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Öl-Tanks an der Colonial Pipeline in Maryland Bild: EPA
Auch zwei Tage nach dem Hackerangriff auf die größte Öl-Pipeline kann der Betreiber Colonial nur kleinere Versorgungsleitungen wieder öffnen. Die regionale Notstandserklärung ermöglicht den Treibstofftransport über die Straße.
Nach dem Hackerangriff auf die größte Pipeline der USA hat die Regierung in Washington am Sonntag den regionalen Notstand ausgerufen. Dieser Schritt gehe auf die dringende Notwendigkeit ein, „den sofortigen Transport von Benzin, Diesel, Kerosin und anderen Erdölprodukten“ sicherzustellen, erklärte das amerikanische Transportministerium. Nach dem Hackerangriff war das gesamte Rohrleitungsnetz der Betreiberfirma Colonial vorübergehend stillgelegt worden.
Colonial mit Sitz im Bundesstaat Georgia ist der größte Pipeline-Betreiber in den USA. Die Colonial-Pipeline ist gemessen am transportierten Volumen die wichtigste US-Pipeline. Jeden Tag fließen mehr als 2,5 Millionen Barrel (ein Barrel sind 159 Liter) an Benzin, Diesel, Kerosin und anderen Erdölprodukten durch die Rohrleitungen. Die Pipeline führt über gut 8800 Kilometer von Houston im Bundesstaat Texas bis nach New York an der US-Ostküste und versorgt etwa 50 Millionen Verbraucher.
Durch die regionale Notstandserklärung kann nun Treibstoff über die Straße in die betroffenen Bundesstaaten transportiert werden, darunter Florida, Texas, New York, Washington und Pennsylvania. Denn auch zwei Tage nach dem Cyberangriff konnte Colonial bisher nur einige kleinere Versorgungsleitungen wieder öffnen, das Hauptsystem war weiter außer Betrieb.
Bei der Cyberattacke setzten die Angreifer nach Unternehmensangaben eine sogenannte Ransomware ein. Mit einem solchen Schadprogramm versuchen Hacker, Computersysteme zu sperren oder zu verschlüsseln und von den Nutzern Geld für die Freigabe der Daten zu erpressen.
Zuvor hatten ein früherer Regierungsmitarbeiter und zwei Quellen aus der Industrie erklärt, bei den Hackern handele es sich wahrscheinlich um eine hochprofessionelle kriminelle Gruppe. Es werde untersucht, ob es sich um die von IT-Sicherheitsfirmen als „DarkSide“ bezeichnete Gruppe handele. „DarkSide“ sei bekannt dafür, Schadprogramme einzuschleusen und danach Unternehmen zu erpressen. Das Programm verschlüsselt Unternehmensdaten. Erst nach Zahlung eines Lösegelds werden die Daten wieder nutzbar gemacht.