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Rekord am US-Arbeitsmarkt : Niedrigste Arbeitslosenrate seit kurz vor Woodstock

Kindergartenplätze und Infekte sind derzeit die größten Herausforderungen am US-amerikanischen Arbeitsmarkt. Bild: AP

Rekordzahlen vom Arbeitsmarkt zeigen: Die Entlassungen im Silicon Valley fallen nicht ins Gewicht. Überraschendes zeigt sich mit Blick auf die Lohnentwicklung.

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          Der amerikanische Arbeitsmarkt erweist sich als deutlich stärker als angenommen. Mehr als eine halbe Million zusätzliche Beschäftigte verzeichnet die amtliche Statistik im Januar. Die Arbeitslosenquote sank auf 3,4 Prozent und damit auf ein Niveau, das seit Mai 1969 nicht erreicht wurde. „Seit kurz vor Woodstock haben wir keine so niedrige Arbeitslosigkeit mehr gesehen“, kommentiert der Ökonom Justin Wolfers.

          Winand von Petersdorff-Campen
          Wirtschaftskorrespondent in Washington.

          Das positive Bild wird ergänzt durch die Revisionen der Vorjahresdaten, die die Arbeitsmarktstatistiker jeweils zu Jahresbeginn vornehmen: Demzufolge waren das Beschäftigungsniveau und die Beschäftigungsgewinne im Vorjahr höher als bisher angenommen. Die Entwicklung zeigt auch, dass die Massenentlassungen in Amerikas Internetkonzernen noch keine gesamtwirtschaftliche Relevanz haben. Im Schnitt wurden in den letzten drei Monaten jeweils mehr als 350.000 Stellen geschaffen. Das ist laut Wolfers das Zeichen für einen Boom.

          Mit diesem Bericht mehren sich die Hinweise, dass der amerikanische Arbeitsmarkt so eng ist wie selten zuvor. Zu Beginn der Woche war schon gemeldet worden, dass sich die Kluft zwischen Arbeitssuchenden und offenen Stellen wieder vergrößert hat. Auf jeden Bewerber entfallen rein rechnerisch 1,9 offene Stellen. Überraschenderweise allerdings spiegelt sich die Verengung des Arbeitsmarktes nicht in der Lohnentwicklung wieder.

          Die Lohnentwicklung treibt nicht die Inflation

          Die Stundenlöhne stiegen im Januar um 0,3 Prozent, was auf Jahr hochgerechnet (annualisiert) einer Steigerungsrate von 3,7 Prozent entspricht. Daraus lässt sich nach Einschätzung von Experten kein inflationärer Druck herauslesen. In manchen Dienstleistungssektoren fielen die durchschnittlichen Stundenlöhne sogar. Die Federal Reserve hatte in dieser Woche die Leitzinsen um 0,25 Prozent angehoben und weitere Zinsschritte in Aussicht gestellt, um die Inflation zu bändigen und unter anderem auf den engen Arbeitsmarkt verwiesen.

          Inzwischen hat sich die Beschäftigung der Leute im besten Arbeitsalter (25 Jahre bis 54 Jahre) wieder auf das vor der Pandemie erreichte Niveau eingependelt, liegt aber noch deutlich unter den Daten der neunziger Jahre. Zwei Faktoren spielen eine überraschend große Rolle in der Entwicklung des Arbeitsmarktes: Die Pandemie hinterlässt immer noch ihre Spuren. Die Zahl der Vollzeitarbeitnehmer, die wegen Erkrankung auf Teilzeit gingen, schnellte in den vergangenen zwei Monaten nach oben, merkte Ökonom Joey Politano an. Bezahl- und erreichbare Kindergärten bleiben laut Politano ebenfalls ein Problem: Viele Arbeitnehmer meldeten, sie seien aktuell nicht bei der Arbeit wegen mangelnder Kinderversorgung.

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