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US-Notenbank : Die Federal Reserve riskiert weitere Zinserhöhung

Jerome Powell, Vorsitzender der US-Notenbank Fed, am 7. März in Washington Bild: dpa

Der Bankenkrise zum Trotz strafft die Fed die Geldpolitik weiter. Jerome Powell hält eine Zinssenkung in diesem Jahr für unwahrscheinlich. Die Börse reagierte mit Verlusten.

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          Die Federal Reserve hat die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte angehoben und damit die Straffung ihrer Geldpolitik fortgesetzt, obwohl die Vereinigten Staaten derzeit die schwerste Finanzkrise seit 2008 erleben. Die Zinsen werden in die Bandbreite zwischen 4,75 und 5 Prozent gehievt. Es handelt sich um die neunte Leitzinserhöhung in Folge. Mit der Entscheidung unterstreicht die amerikanische Notenbank ihre Entschlossenheit, die Inflation zu bändigen. Der Verbraucherpreisindex CPI lag im Februar um 6 Prozent höher als im Vorjahr. „Der Inflationsdruck bleibt hoch“, sagte der Chef der Federal Reserve, Jerome Powell.

          Winand von Petersdorff-Campen
          Wirtschaftskorrespondent in Washington.

          Er unterstrich vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklungen, dass er das amerikanische Bankensystem für gesund und robust hält. Powell begründete die Stützungsmaßnahmen nach dem Zusammenbruch von zwei Regionalbanken mit der Sorge, dass die lokale Krise sich zu einer Vertrauenskrise ausweitet.

          Die Federal Reserve habe zusammen mit dem Finanzministerium und der Einlagenversicherung deutlich gemacht, dass die Guthaben sicher seien und dass für Banken reichlich Liquidität zur Verfügung stehe. Powell hält es für nötig, dass die Regulierung angepasst wird, um vergleichbare Krisen in Zukunft zu verhindern. Ihn bereitet besonders Sorge, mit welcher rasender Geschwindigkeit der Run auf die Banken abgelaufen sei. Darauf müssten die Regulierer eine Antwort finden.

          Banken dürften bei Kreditvergabe zögerlicher werden

          Die Fed räumte aber in der am Mittwoch nach der zweitägigen Sitzung des Offenmarkt-Ausschusses verbreiteten Stellungnahme ein, dass die Finanzkrise in Amerika vermutlich dazu beitragen werde, dass die Banken etwas zögerlicher Kredite an Privathaushalte und Familien vergeben würde. Die Notenbanker erwarten, dass die Krise das Wirtschaftswachstum, die Inflation und die Bereitschaft dämpft, zusätzliche Mitarbeiter einzustellen.

          Das Ausmaß dieses Effekts sei aber höchst unsicher. Allerdings hilft diese Entwicklung dem Kurs der Notenbank, der darauf gerichtet ist, die Konjunktur abzukühlen. Vor diesem Hintergrund drückt sich die Fed etwas vager als vorher aus, was den künftigen Kurs an geht. Die Notenbanker rechnen nun damit, dass eine weitere Straffung geboten sein könnte, um die Inflationsrate auf die angestrebte Zielmarke von 2 Prozent zu bringen.

          Neu ist eine Passage in der Stellungnahme, in der die Fed unterstreicht, sie sei bereit, den Kurs zu abzupassen, wenn neue Risiken auftauchten, die die Zielerreichung in Frage stellten. Das kann auch als Andeutung verstanden werden, dass die Fed bereit sei, die Geldpolitik zu lockern, sollte sich die Finanzkrise ausweiten.

          Die Prognosen, mit denen die Zentralbanker ihre Erwartungen über die Entwicklung der Inflation, der Arbeitslosigkeit, des Wirtschaftswachstums und der Leitzinsen wiedergeben, blieben im Vergleich zu den Dezemberprojektionen nahezu unverändert. Die eine Ausnahme besteht darin, dass sie die Inflation nun eine Spur hartnäckiger eingestuft wird. Im Mittel erwarten die Notenbanker, dass das reale Wachstum in diesem Jahr bei 0,4 Prozent stagniert und im kommenden Jahr auf 1,4 Prozent zulegt.

          Die Arbeitslosenquote könnte demzufolge von jetzt 3,6 Prozent auf 4,5 Prozent steigen. Auf Basis dieses Median-Szenarios kalkulieren die Notenbanker, dass mindestens eine weitere Anhebung der Leitzinsen nötig sein wird. Die Finanzmärkte rechnen nun mit Leitzinssenkungen später in Jahr. Powell machte deutlich, dass er das für unwahrscheinlich hält. Die Aktienkurse der Banken gaben nach Bekanntgabe der geldpolitischen Entscheidungen leicht nach.

          Deutliche Verluste an der Börse

          Nach der Entscheidung der Federal Reserve reagierten die Kurse an den New Yorker Börsen mit deutlichen Verlusten. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss nach nur leichten Verlusten am Vormittag den Handel mit einem Verlust von 1,37 Prozent bei 32.030 Punkten. Der  breiter gefasste S&P 500 verlor noch stärker und rutschte um 1,65 Prozent auf  3936 Punkte. Der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq gab um 1,6 Prozent nach, auf 11.669 Punkte.

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