Ein Leben im Grenzbereich
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Ferdinand Piech, damaliger Aufsichtsratsvorsitzender der Volkswagen AG im Jahr 2013 Bild: dpa
Mit VW-Patriarch Ferdinand Piëch verliert die Autowelt ihren prägendsten, vielleicht schwierigsten und kühlsten, jedenfalls faszinierendsten Menschen der vergangenen fünfzig Jahre.
Ferdinand Piëch zu treffen war stets ein Höhepunkt für den Wegbegleiter. Wer sich in Dingen des Automobils halbwegs auskennt, jedenfalls dafür interessiert, hatte es immer ein wenig leichter, selbst wenn es nicht um die heiße Seite des Motors, sondern um die kalte der Ertragszahlen ging. Mit ruhigen, wohl gewählten Worten antwortete er auf Fragen, oft eine Pause zwischen zwei Sätzen machend, und der Berichterstatter war gut beraten, auf jede einzelne Formulierung genau zu achten.
Piëch war ein Meister der Gedankengänge, des Abschätzens der Zukunft, und er war auch ein Schelm. Es trug sich zu, dass der Autor dieser Zeilen mit Piëch beim Abendessen zusammensaß. Volkswagen hatte unter seinem Vorstandsvorsitz die Entwicklung eines Kleinwagens mit dem Namen Lupo angeschoben, der mit 3 Liter Verbrauch bestechen sollte. Piëch aber – wer das Gerücht einmal aufgebracht hatte, war nicht mehr vollständig zu klären – sei das nicht Rekordleistung genug, hieß es. Er strebe schon die nächste Herausforderung an, den Bau eines Autos mit 2 Liter Verbrauch. An diesem Abend nun stellte der Journalist die Frage, wie es um dieses Projekt bestellt sei, und Piëch antwortete in aller Seelenruhe: „Wir haben die Arbeit am 2-Liter-Auto eingestellt“. Das klang nach Sensation, es war ja auch eine, und es erschien die Schlagzeile, „VW stellt die Forschung am 2-Liter-Auto ein“.
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