Niederländischer Dienstleister : Zahlungsabwickler Adyen baut in großem Stil Stellen auf
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Firmen-Logo von Adyen Bild: Reuters
Der niederländische Zahlungsabwickler Adyen baut seine Belegschaft in großem Stil aus. Die Börse nimmt das schlecht auf, weil die Marge stärker gedrückt wird als erwartet.
Der niederländische Zahlungsabwickler Adyen baut seine Belegschaft in großem Stil aus. Während Konkurrent Paypal und andere Digitalunternehmen Stellen streichen, investiert das Amsterdamer Unternehmen in neue Leute. Das war im vergangenen Jahr so – und das laufende Jahr soll vergleichbares Wachstum bringen: „in absoluten Zahlen grob dasselbe“, sagte Vorstandsvorsitzender Pieter van der Does am Mittwoch im Videogespräch mit der F.A.Z. „Wir haben 2022 ungefähr 1200 Menschen eingestellt – und das ist auch grob die Zahl, die wir 2023 einzustellen planen.“
Starkes Wachstum meldete das Amsterdamer Unternehmen bei der Präsentation seiner Jahreszahlen am Mittwoch auch zu seinen zentralen Finanzzahlen: Das Volumen des abgewickelten Zahlungsverkehrs legte 2022 um die Hälfte zu, der Umsatz um ein Drittel. Dennoch kam das Gesamtbild an der Börse schlecht an: In einem freundlichen Marktumfeld war die Adyen-Aktie einer der wenigen Verlierer und dabei der weitaus größte – um ein Sechstel sackte der Kurs ab, auf 1279,40 Euro. Analysten urteilten, die Margen seien mehr belastet als erwartet.
Aufsteigerunternehmen im Leitindex
Das 2006 gegründete Unternehmen ist zu einem der Schwergewichte im niederländischen Leitindex AEX aufgestiegen – vor etablierten internationalen Großkonzernen wie dem Einzelhändler Ahold und dem Farbenanbieter Akzo Nobel und etwa auf einer Höhe rangierend mit ING, der größten Bank des Landes. In Deutschland fand Adyen vor allem Beachtung als Wettbewerber Wirecards, als der inzwischen kollabierte Münchner Konzern noch zu den Aushängeschildern der hiesigen Finanzwirtschaft zählte.
Im vergangenen Jahr baute Adyen die Belegschaft auf 3332 Vollzeitstellen auf. Die von Van der Does genannte Differenz von 1200 bezieht sich genau genommen ebenfalls auf Vollzeitstellen, aber der Unterschied ist nach seinen Worten nicht groß, weil bei Adyen vergleichsweise wenig Teilzeit gearbeitet wird. Die Zahl ist netto zu verstehen, also unter Berücksichtigung von Personal, welches das Unternehmen verlässt. Nun kommen 2023 nochmals ungefähr 1200 Arbeitsplätze hinzu. „Das ist unser Plan. So kommen Sie dann auf etwa viereinhalbtausend auf der ganzen Welt“, sagte ebenfalls im F.A.Z.-Gespräch Finanzvorstand Ingo Uytdehaage, der künftig als Ko-Vorstandschef neben van der Does agiert.
Der Stellenaufbau hat im vergangenen Jahr die Kosten stark gesteigert, was auf die Marge drückte. Uytdehaage sprach von einer „bewussten Entscheidung“ für das Wachstum des Unternehmens. Der größere Teil des neuen Personals trat im zweiten Halbjahr bei, in dem denn auch die Betriebskosten besonders deutlich stiegen, nämlich um knapp vier Fünftel – im Gesamtjahr waren es zwei Drittel.
Stellenaufbau belastet Marge
Entsprechend war der operative Gewinn in der zweiten Jahreshälfte deutlicher beeinträchtigt: Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erhöhte sich im Gesamtjahr um ein Sechstel – auf 728 Millionen Euro –, während das Plus im zweiten Halbjahr allein genommen 4 Prozent betrug.
Adyen wickelt Zahlungen über Kartenleser in Läden und für Onlineplattformen ab. Wie Uytdehaage sagte, erhält die Gesellschaft dafür im Durchschnitt 0,17 Prozent Provision, variierend je nach Art der Transaktion und Kunde. Die abgewickelten Zahlungen erreichten 2022 rund 767,5 Milliarden Euro Volumen. Die Zahlungen in stationären Läden nahmen überproportional zu, nämlich um drei Viertel auf 112 Milliarden Euro – was auch daran lag, dass Verbraucher nach dem Ende von Corona-Einschränkungen wieder mehr an Ort und Stelle einkaufen konnten.