Konzern wächst weiter stark : Würth-Chef: Deutschland bleibt wettbewerbsfähig
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Robert Friedmann ist Sprecher der Konzernführung der Würth-Gruppe Bild: dpa
Der Chef des Schraubenkonzerns Würth sieht den Standort Deutschland positiv, hält Schwarzmalerei aber manchmal für nötig. Sein Unternehmen sieht er „in einer Größenordnung mit Adidas“.
Der Chef des Würth-Konzerns sieht die Zukunft der deutschen Wirtschaft trotz der hohen Energiepreise positiv. „Ich bin sehr optimistisch, dass der Standort Deutschland weiterhin wettbewerbsfähig sein wird“, sagte Robert Friedmann der F.A.Z. Die Qualifikation der Menschen und das duale Ausbildungssystem seien weiterhin eine große Stärke.
„Im Moment fallen wir natürlich zurück“, sagte Friedmann angesichts der Energiepreise. Das werde aber nicht ewig anhalten, die Politik arbeite daran, diese zu senken. Auch der Krieg in der Ukraine werde irgendwann enden. „Industrieansiedlungen werden für Dekaden entschieden. Wenn wir eine neue Fabrik bauen, schauen wir nicht nur auf die aktuelle Situation“, sagte Friedmann. „Wir investieren weiter am Standort Deutschland.“
„Wir sind in einer Größenordnung mit Adidas“
Die Debatte über die Gasversorgung und die Energiepreise ist aus Sicht des Managers nötig gewesen, obwohl die Lage nun „lang nicht so schlecht ist wie befürchtet“. Es sei „legitim, zunächst aufzurütteln“, sagte Friedmann, der die als Schraubenhändler bekannte Gruppe seit knapp 18 Jahren führt. Dass manchmal schwarzgemalt werde, sei „ein deutsches Phänomen“. Diese Eigenschaft schade aber nicht. „Ich finde es einfacher, positiv überrascht zu werden.“
Würth selbst setzt sein rasantes Wachstum fort. Innerhalb von zwei Jahren ist der Umsatz um knapp 40 Prozent gestiegen. Vergangenes Jahr legte der Konzern um knapp 17 Prozent auf 19,95 Milliarden Euro zu, wie das Familienunternehmen aus Künzelsau im Nordosten Baden-Württembergs am Mittwoch mitteilte. Friedmann sieht die breit aufgestellte Gruppe, die Befestigungsmaterial produziert und vertreibt, nun in einer Liga mit Dax-Konzernen. „Wir sind in einer Größenordnung mit Henkel und Adidas“, sagte Friedmann. Die beiden deutlich bekannteren Unternehmen machen ebenfalls ungefähr 20 Milliarden Euro Umsatz.
„Wir haben Marktanteil gewonnen“
Allerdings liegt die Entwicklung von Würth auch an Sondereffekten. Währungsbereinigt betrug das Wachstum 15 Prozent, davon ist laut Friedmann etwa die Hälfte inflationsgetrieben. Würth sei jedoch besser unterwegs als viele Konkurrenten. „Wir haben Marktanteil gewonnen“, sagte er. Ein Grund seien hohe Investitionen in den Lageraufbau. Würth habe deshalb in den vergangenen Jahren deutlich zuverlässiger liefern können als die Konkurrenz.
Das Ergebnis legte um etwa 18 Prozent zu und wuchs damit schneller als der Umsatz. Dass Würth die Inflation genutzt habe, um übermäßig an der Preisschraube zu drehen, wies Friedmann zurück. „Unser Ertragswachstum kommt aus der Produktivität, nicht aus den Preisen. Wir konnten die Preiserhöhungen nicht voll weitergeben.“ Zudem sei die Kostenplanung auf geringeres Wachstum eingestellt gewesen. Die Mitarbeiterzahl legte um 3 Prozent auf knapp 86 000 Angestellte zu, mehr als die Hälfte davon im Vertrieb, knapp ein Drittel in Deutschland.
Für das neue Jahr erwartet Friedmann einen moderaten Rückgang der Inflation. „Der Preisdruck wird sich entspannen.“ Der Konzern erwarte ein hohes einstelliges Umsatzwachstum. Zunächst fahre Würth aber auf Sicht und habe Investitionen für einige Monate zurückgestellt.