Abschied ohne Nähe
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Ein Mitarbeiter eines Hamburger Bestattungsunternehmens bereitet Särge für Beerdigungen vor. Bild: dpa
Die Corona-Krise macht selbst das Trauern schwer: Traditionelle Beerdigungen können nicht mehr stattfinden, das trifft die Hinterbliebenen hart – aber auch die Bestatter.
Zwischen den Gräbern läuft ein älteres Ehepaar entlang, beide tragen eine selbstgenähte hellrote Atemmaske. Sie gehören zu den wenigen Besuchern auf dem Offenbacher Neuen Friedhof. Am Rand des Friedhofes, hinter den Grabreihen, steht Sven Baar vor der Trauerhalle. Baar ist Bestatter und empfängt an diesem Nachmittag die Angehörigen eines Verstorbenen. Sie sind zu viert, doch Baar darf sie nur zu zweit an den Sarg lassen. Die Corona-Krise hat selbst das Trauern in Deutschland verändert. Eine Beerdigung ist in diesen Tagen nur ohne großes Abschiednehmen möglich. Alle Bestatter in Deutschland müssen sich an neue Regeln halten, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Nicht nur die Hinterbliebenen haben darunter zu leiden, auch die Bestatter haben es schwer.
Der Bundesverband Deutscher Bestatter forderte die Bundesregierung auf, das Bestattungshandwerk als systemrelevant einzustufen. „Hintergrund ist die Tatsache, dass unsere Mitgliedsunternehmen aktuell so gut wie keine Desinfektionsmittel, Mund-Nasen-Schutz, Schutzbrillen und Einweg-Infektionshandschuhe mehr käuflich erwerben können“, sagt Elke Herrnberger, Sprecherin des Bundesverbandes. Noch ist das in den meisten Bundesländern nicht der Fall. Als systemrelevant gilt das Bestattungswesen zum Beispiel in Baden-Württemberg, Bayern und auch Berlin. „Bisher dürfen Bestattungen aber noch überall unter freiem Himmel und im engsten Familienkreis stattfinden.“ Wer zu den engsten Angehörigen dazuzählt oder wie viele Personen zu einer Bestattung zugelassen werden, sei jedoch von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Für alle gilt: Große Trauerfeiern, Aufbahrungen oder Weihwasser sind verboten. Selbst auf körperliche Gesten der Kondolenz und Anteilnahme soll verzichtet werden.
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