Billiges Öl verdrängt Recycling-Ware
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Der Putzmittelhersteller Frosch setzt nach wie vor auf nachhaltige Plastiklösungen – in der Corona-Krise ist das aber besonders schwierig. Bild: Frank Röth
Den Kunststoffverwertern brechen die Märkte weg, denn Neuplastik ist noch immer billiger. Aber es gibt Ausnahmen.
Rein geschäftlich betrachtet, ist es in der Corona-Krise für den Reinigungsmittelhersteller Werner & Mertz glänzend gelaufen. Weil die Leute mehr zu Hause waren, wurde gründlicher geputzt als sonst. Das hat dem Mainzer Unternehmen, bekannt durch Marken wie Frosch, Erdal, Emsal und Rorax, einen ordentlichen Schub verschafft. Gegenüber dem Vorjahr ist der Umsatz von Januar bis Ende April um fast ein Viertel gestiegen. Inhaber und Geschäftsführer Reinhard Schneider ist es aber wichtig, dass dies keineswegs allein dem Corona-Effekt zu verdanken war. „Wir haben in allen Warengruppen das Marktwachstum deutlich übertroffen, weil immer mehr Verbraucher großen Wert auf nachhaltige Produkte legen“, sagte er der F.A.Z. Dieser Anspruch gilt ganz besonders auch für die Verpackungen. Mit seinen aus Altkunststoffen hergestellten Flaschen für Reiniger und Duschgel gehört das Unternehmen zu den Vorreitern im Kampf gegen den Plastikmüll.
Die Verkaufszahlen zeigten, dass das Umweltengagement nicht nur eingefleischte „Ökos“ überzeugt. „Wir sind im Mainstream der Verbraucher angekommen“, sagt der umtriebige Familienunternehmer, der im vorigen Jahr für sein Engagement den Deutschen Umweltpreis bekommen hat. Schneiders Erfolg bei den Putzmitteln ist freilich die große Ausnahme. Kunststoff-Recycling ist immer noch ein Nischengeschäft, das durch die Corona-Krise nun vollends unter die Räder kommen könnte. „Der Markt kollabiert. Der extrem niedrige Ölpreis und die Folgen der Pandemie gefährden massiv alle Erfolge und Bemühungen, Plastik zu recyceln und im Kreislauf zu führen“, warnt Michael Wiener, der Geschäftsführer des als Grüner Punkt bekannten Recyclingsystems DSD. Gleichzeitig wächst der Berg an Plastikmüll aus den privaten Haushalten. Seit März sind nach DSD-Angaben etwa zehn Prozent mehr Abfälle in den gelben Tonnen und Säcken, weil weniger auswärts gegessen und mehr im Internet eingekauft wird.
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