Verdacht auf Abwrack-Kartell : Wettbewerbsaufseher durchsuchen Autokonzerne
- Aktualisiert am
Autowracks auf einem Schrottplatz in Hamburg Bild: dpa
Großbritannien und die EU verdächtigen die Autoindustrie, sich illegal abgesprochen zu haben. Es geht um wertlose Gebrauchtfahrzeuge. Mercedes könnte schon wieder Kronzeuge sein.
Die Wettbewerbsbehörden der EU und Großbritanniens haben am Dienstag bei verschiedenen Herstellern und Interessenverbänden der Automobilbranche unangemeldete Durchsuchungen durchgeführt. Die EU-Kommission beantragte nach eigenen Angaben zugleich von mehreren Konzernen Auskünfte. Die Behörde teilte mit, sie habe mehrere Hersteller im Verdacht, gegen Wettbewerbsregeln zu verstoßen.
Die britische Aufsicht führte aus, es gehe um Vereinbarungen zum Recycling von abgeschriebenen Autos, die als Schrott eingestuft würden. Es gebe Vorschriften, dass diese nachhaltig entsorgt werden müssten. Die Hersteller müssten ihren Kunden ein kostenloses Recycling dieser Fahrzeuge anbieten, was üblicherweise an Dienstleister ausgelagert werde. Details gaben beide Behörden nicht. Sie betonten, dass noch nicht klar sei, ob gegen Kartellregeln verstoßen worden sei.
Kronzeuge Mercedes?
Welche Unternehmen betroffen sind, wurde nicht mitgeteilt. VW wollte sich nicht äußern. BMW erklärte, zwar eine Anfrage von der Behörde erhalten zu haben. Eine Durchsuchung habe aber nicht stattgefunden.
Mercedes scheint straffrei davonzukommen. Das Unternehmen habe „frühzeitig und umfassend“ mit der EU-Kommission und der britischen Aufsicht als Kronzeuge kooperiert und „erwartet in dieser Sache deshalb kein Bußgeld“, teilte der Hersteller mit.
Renault bestätigte, „dass heute ein Besuch von Ermittlern der Europäischen Kommission stattgefunden hat“. Opel teilte auf Anfrage ebenfalls mit, dass Geschäftsräume von Vertretern der EU-Kommission durchsucht worden seien. Der Mutterkonzern Stellantis reagierte auf eine Anfrage nicht unmittelbar.
In den vergangenen Jahren gab es in der Fahrzeugindustrie etliche Kartellverfahren. Im Juli vergangenen Jahres hatte die Kommission ein Bußgeld von insgesamt knapp 900 Millionen Euro gegen VW und BMW verhängt. Mercedes musste aufgrund der Kronzeugenregelung kein Bußgeld zahlen. Die Kommission monierte Absprachen in der Abgasnachbehandlung in Dieselautos. Die Hersteller hätten sich regelmäßig abgesprochen, den Wettbewerb eingeschränkt und Innovationen verhindert. 2017 hatte die EU ein Milliardenbußgeld gegen Lastwagenhersteller verhängt.