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Wettbewerb : Industrieunternehmen fürchten um sichere Versorgung mit Rohstoffen

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Eisenerz-Verladung in Mauretanien Bild: F.A.Z./Jochen Stahnke

Metalle müssen fast zu 100 Prozent nach Deutschland eingeführt werden. Großkonzerne versuchen die Versorgung über Allianzen zu sichern. Doch jedes fünfte deutsche Industrieunternehmen sieht sich im Nachteil gegenüber der Konkurrenz aus rohstoffreichen Ländern.

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          Jede zweite deutsche Industriefirma beklagt im Kampf um wichtige Rohstoffe Nachteile gegenüber der internationalen Konkurrenz. Wie aus einer Studie des arbeitgebernahen IW-Instituts unter 2000 Betrieben hervorgeht, profitieren vor allem Wettbewerber aus rohstoffreichen Ländern von günstigeren Einkaufspreisen, geringeren Umweltauflagen und größerer Versorgungssicherheit.

          „Jedes fünfte Unternehmen in Deutschland gibt an, dass dadurch seine eigene Wettbewerbsfähigkeit deutlich sinkt“, sagte der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, am Montag in Berlin. Gut jeder zweite Betrieb sorge sich etwa um den längerfristigen Ausfall eines Metall-Lieferanten.

          Für den Industriestandort Deutschland, wo beispielsweise Metalle fast zu 100 Prozent eingeführt werden müssen, ist der Zugang zu Rohstoffen immens wichtig. In der Rohstoffallianz haben sich bereits Großkonzerne wie VW oder BASF zusammengetan, um die Versorgungssicherheit bei wichtigen Materialien zu verbessern. Zudem hat Deutschland mit den Ländern Kasachstan und der Mongolei Rohstoffpartnerschaften geschlossen, um die Wirtschaft zu unterstützen.

          Forscher fordern „einheitliche Stimme“ für Europa

          Die Firmen setzen laut Umfrage auf langfristige Lieferverträge und den Bezug über mehrere Lieferanten, um sich gegen Probleme zu wappnen. Zudem sicherten sie sich mit Hedging gegen Preisschwankungen ab und steckten Geld in die Forschung, um alternative Produkte und Produktionsmethoden zu entwickeln.

          Die IW-Forscher sehen aber auch die Politik in der Pflicht, die sich für mehr Freihandel und gegen Protektionismus einsetzen müsse. Die europäischen Staaten müssten ihre Rohstoff- und Energiepolitik besser koordinieren, forderte Hüther. Er kritisierte, Deutschland hätte rascher gegen Strafzölle der EU-Kommission auf importierte Solarmodule aus China vorgehen sollen. „Die Bundesregierung hat dagegen votiert, hat aber spät begonnen, sich zu positionieren“, sagte Hüther. Er räumte ein, dass Europa wegen der unterschiedlich stark ausgeprägten Industriestruktur meist nicht mit einer Stimme spreche.

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