Rüstungsindustrie : Rheinmetall und KMW unter Druck
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Ein Schützenpanzer vom Typ Puma wird während einer Übung mit einem Schwerlasttransporter (SLT) transportiert. Bild: Picture Alliance
Nach der misslungenen Schießübung mit den 18 Puma-Schützenpanzern geraten die Hersteller mehr und mehr in den Fokus. Sie halten sich jedoch bedeckt.
In der Debatte um die mangelnde Einsatzfähigkeit der Puma-Schützenpanzer in der Bundeswehr steigt der Druck auf die beteiligten Hersteller. Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) sagte bei einem Besuch in der Slowakei am Dienstag, dass die Industrie „in der Verantwortung“ stehe, den Schützenpanzer wieder instand zu setzen. Diese Aufgabe müsse „sehr zügig“ erfüllt werden. Sie erwarte von den beteiligten Rüstungsunternehmen Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann (KMW) auch „eine verlässliche Perspektive“ zur längerfristigen Einsatzbereitschaft des Puma, sagte Lambrecht. „Wenn das nicht gezeigt wird, dann müssen wir eine Entscheidung treffen – dahingehend gegebenenfalls auch, dass wir dieses System nicht weiter nutzen.“
Das Bundesverteidigungsministerium, die Bundeswehr sowie die Stelle, die für die Instandsetzung des Heeres zuständig ist, und die beteiligten Unternehmen der Rüstungsindustrie sollen bis Ende kommender Woche analysiert haben, warum bei einer Schießübung der Bundeswehr alle 18 beteiligten Puma-Schützenpanzer ausgefallen sind.
Davon hängt auch ab, ob es überhaupt einen weiteren Beschaffungsauftrag, also ein sogenanntes 2. Los, für den Puma-Panzer gibt, der hergestellt wird von dem Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall und KMW, das gemeinsam mit dem französischen Konzern Nexter zu der niederländischen Holding KNDS gehört.
Aktienkurs sinkt abermals stark
Die Unternehmen geben derzeit auf Anfrage keine Stellung ab zu den Vorgängen rund um den Schützenpanzer und zu Fragen, was das für die zukünftige Zusammenarbeit mit der Bundeswehr bedeuten könnte. Der Aktienkurs von Rheinmetall stand am Dienstag mit einem Minus von gut 6 Prozent den zweiten Tag in Folge deutlich unter Druck. Seit Wochenanfang hat das Papier fast 12 Prozent an Wert verloren.
Der Reputationsschaden trifft alle Seiten, Bundeswehr genauso wie die Hersteller aus der Rüstungsindustrie. Ungeklärt ist noch, wo die Fehler liegen – also ob sie in der Produktion oder der Aufrüstung der Panzer für die schnelle Eingreiftruppe der NATO passiert sind oder ob es an der Wartung innerhalb der Bundeswehr gelegen haben könnte.
Normalerweise ist die Verbindung zwischen der Bundeswehr und den Herstellern eng – und das nicht nur in Deutschland. Erst im Juni haben Rheinmetall und KMW ein Gemeinschaftsunternehmen in Litauen gegründet, um die Gefechtsfahrzeuge der NATO-Streitkräfte regelmäßig instand zu setzen, wozu dort auch der Puma gehört. Noch sind viele Fragen offen, warum das in diesem Fall offenbar nicht funktioniert hat oder warum nicht wenigstens einzelne Panzer repariert werden konnten.
Fakt ist, dass der Puma eine pannenbelastete Historie hat. Anfang des Jahrtausends waren ursprünglich 405 Panzer zu einem Preis von rund 3 Milliarden Euro angedacht, es wurden dann nur 350 für etwa den doppelten Preis, was auch an vielen Umbauten und Spezifikationen gelegen hat. Anfang Dezember hat der Haushaltsausschuss die Nachrüstung bereits beschaffter Schützenpanzer freigegeben.