Als man sich noch nach Einsamkeit sehnte: Urlaubswerbung auf der Reisemesse in Berlin Bild: Stefan Boness/Ipon
Die Reisebüros begehren auf
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Die Idee des Bundes für Urlaubsgutscheine steckt in der Sackgasse. Das Angebot, bereits gebuchte Reisen gegen eine Gutschrift einzutauschen, lehnt die Mehrzahl der Kunden ab. Die Urlaubsvermittler stellen die Gepflogenheiten der Reisebranche in Frage.
Thomas Bösl gehört zu den ruhigeren Vertretern der deutschen Reisebranche. Aus dem ostbayerischen Burghausen am Rande der Republik führt er Deutschlands größten Reisebüro-Verbund mit mehr als 5000 selbständigen RTK-Büros. Während dort seit Wochen fast niemand Urlaub bucht, ist es in Burghausen mit der Ruhe vorbei. „Die Reiseindustrie wird von vielen Mandatsträgern offensichtlich nach wie vor als Spaßbranche abgetan, deren Wirtschaftskraft man nicht ernst nehmen muss“, lässt sich Bösl polternd zitieren. Der Hilfsplan der Bundesregierung, Urlauber rechtlich zur Annahme von Gutscheinen anstelle von Erstattungen für abgesagte Reisen zu zwingen, gilt nach Zweifeln der EU-Kommission als gescheitert. Andere Hilfen aus Berlin gibt es noch nicht.
Abstandsgebote, Mundschutzpflichten, Büfettverbote – Politiker mahnen, der Sommerurlaub in Corona-Zeiten werde anders als sonst. Touristiker wie Bösl kalkulieren damit, dass auch darüber hinaus vieles anders wird. Ohne staatlichen Schutzschirm für die Branche mit nicht zurückzuzahlenden Zuschüssen könnten Unternehmen kaum überleben. Branchenintern geraten gefühlt ewige Gepflogenheiten und Praktiken auf den Prüfstand. Ein Kräftemessen zwischen Reisebüros, die Urlaube vermitteln, und Reiseveranstaltern, die die Urlaube durchführen, droht.
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