Mobilität der Zukunft : Volkswagen fertigt Elektroautos wohl komplett in Sachsen
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Volkswagen hat gerade in Sachsen einen Elektro-Lastwagen gezeigt. Bild: dpa
Der größte Autohersteller der Welt steckt mehr Geld in sein Werk in Zwickau: Das soll der Standort der Elektromobilität werden. Was dann mit Golf und Passat geschieht, scheint auch schon klar.
Volkswagen wird den Bau von Elektroautos wahrscheinlich in Sachsen bündeln und damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Am Freitag schon soll der Aufsichtsrat Investitionen in das VW-Werk in Zwickau genehmigen, damit dort ab 2019 batteriebetriebene Fahrzeuge mehrerer Konzernmarken der Wolfsburger vom Band rollen können, heißt es nach Angaben von mit der Angelegenheit vertrauten Personen. „Es geht in diese Richtung.“ Betriebsratschef Bernd Osterloh, der dem Aufsichtsgremium angehört, hatte sich beispielsweise bereits dafür ausgesprochen, die Produktion von Elektroautos zu bündeln.
Um in Zwickau dafür Platz zu schaffen, könnte die Produktion der dort vom Band rollenden VW-Modelle Passat und Golf in die Werke Emden und Wolfsburg verlagert werden, die wegen der gesunkenen Nachfrage nach beiden Fahrzeugen kaum ausgelastet sind. Vorteil einer solchen Lösung wäre nach Meinung von Konzernkennern, dass Niedersachsen als Stammland des Autobauers keinen Nachteil durch die Vergabe der Elektroautos nach Sachsen hätte.
Milliarden in Elektromobilität
Betriebsratskreisen zufolge favorisiert auch die Arbeitnehmervertretung eine solche Lösung. Ein Nachteil einer Konzentration auf ein Werk könnte allerdings sein, dass im Falle von Anlaufproblemen die gesamte Produktion von E-Mobilen ins Stocken geraten könnte, geben Kritiker zu Bedenken.
Angeblich werden Investitionen in die Elektromobilität Schwerpunkt der alljährlich im Herbst stattfindenden Planungsrunde des VW-Aufsichtsrats sein. „Da werden jetzt die Grundsteine gelegt. Wo startet man, wann und womit?“ Zwickau sei nur ein Standort. „Wir müssen auch in China entscheiden, wir müssen für die Vereinigten Staaten entscheiden und so weiter“, sagte der Eingeweihte.
Schon länger ist bekannt, dass Volkswagen die Investitionen in die Elektromobilität bis zum Jahr 2030 auf mehr als 20 Milliarden Euro verdoppeln will. Bis zum Jahr 2025 sollen die Konzernmarken 50 rein batteriebetriebene Fahrzeuge und 30 Plug-in-Hybride auf den Markt bringen.
Um den Bedarf an Batteriezellen zu decken, die mit dem Umschwung in die Elektromobilität verbunden sind, hatte der Konzern unlängst ein Beschaffungsvolumen von mehr als 50 Milliarden Euro angekündigt - eines der größten in der Geschichte der Industrie. Über den Bau einer eigenen Batteriezellenfabrik wird der Aufsichtsrat nicht entscheiden.
„Batteriefertigung ist nicht Thema dieser Planungsrunde“, sagte der Insider. „Wir werden im ersten Schritt noch keine eigenständige Produktion machen.“ Volkswagen erforscht derzeit die Fertigung von Batteriezellen im Motorenwerk in Salzgitter.
Nun wieder ein Fünfjahresplan
Der VW-Aufsichtsrat legt regelmäßig im Herbst die Ausgaben für die kommenden Jahre fest. Wegen des Dieselskandals hatte das Kontrollgremium die Planungszeit zuletzt auf ein Jahr verkürzt. Volkswagen kündigte im vergangenen Jahr zudem an, wegen des Umbruchs in der Automobilindustrie auf absolute Zahlen und Planungsziffern für mehrere Jahre - wie es früher üblich war - zu verzichten.
Da Volkswagen die Lasten der millionenfachen Abgasmanipulation inzwischen besser einschätzen kann, rechnen Experten nun wieder mit einem längeren Planungs-Horizont. Insider gehen davon aus, dass der Konzern diesmal die Investitionen für fünf Jahre festlegen wird.