Volkswagens Abgas-Skandal : „Es tut mir unendlich leid“ – VW-Chef will nicht zurücktreten
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„Wir klären das auf“: Martin Winterkorn am Dienstag in seiner Videobotschaft. Bild: dpa
Der Abgas-Skandal treibt den Volkswagen-Chef in die Enge. Martin Winterkorn bittet in einem Video um Entschuldigung - will aber trotzdem im Amt bleiben.
VW-Chef Martin Winterkorn will seinen Posten an der Konzernspitze wegen der Vorwürfe um Abgas-Manipulationen in Amerika nicht aufgeben. Es wäre falsch, „wenn wegen der schlimmen Fehler einiger weniger die harte und ehrliche Arbeit von 600.000 Menschen unter Generalverdacht gerät“, sagte Winterkorn am Dienstag in einem von Volkswagen veröffentlichten Video-Statement: „Das hat unsere Mannschaft nicht verdient. Auch deshalb bitten wir, bitte ich, um Ihr Vertrauen auf unserem weiteren Weg“, sagte er an die Adresse von Kunden, Behörden und Öffentlichkeit. „Wir klären das auf“, betonte der 68-Jährige.
In dem Video-Auftritt versprach er rasche und transparente Aufklärung und Wiedergutmachung. Er meinte: „Die Unregelmäßigkeiten bei Dieselmotoren unseres Konzerns widersprechen allem, für was Volkswagen steht. Auch ich habe zum jetzigen Zeitpunkt nicht die Antworten auf alle Fragen.“
„Es tut mir unendlich leid“
Der 68-Jährige betonte: „Es tut mir unendlich leid, dass wir dieses Vertrauen enttäuscht haben. Ich entschuldige mich in aller Form bei unseren Kunden, bei den Behörden und der gesamten Öffentlichkeit für das Fehlverhalten.“
Winterkorn reagiert mit seiner Videobotschaft auf Gerüchte, er stehe vor dem Rücktritt. Tatsächlich hatten sich zuvor die Hinweise verdichtet, dass er wegen der manipulierten Abgas-Tests in Amerika abgelöst werden könnte. Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil hatte auf die Frage, ob Winterkorn wegen der Vorwürfe in der Affäre zurücktreten werde, gesagt, er wolle den anstehenden intensiven Beratungen im Aufsichtsrat nicht vorgreifen. Damit entschied er sich, Winterkorn vor der Sitzung keinen Rückhalt zu geben. Niedersachsen gehört neben den Familien Porsche und Piech zu den großen Anteilseignern am Volkswagenkonzern. Weil sagte, die von Volkswagen ausgesprochene Gewinnwarnung sei „außerordentlich unangenehm“ und „besorgniserregend in dieser Höhe“.
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Unklar ist, ob der Aufsichtsrat Winterkorn stützt. Die Krise hat hinter den Kulissen in Wolfsburg, Hannover und anderen Zentralen der Macht hektische Betriebsamkeit ausgelöst. Rund um den Konzernsitz glühen die Telefonleitungen. „Es gibt laufend Krisensitzungen", sagt ein Mitglied des Aufsichtsrates der Deutschen Presse-Agentur.
Krisentreffen des Präsidiums am Dienstagabend?
Die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ berichtete am Dienstagabend unter Berufung auf Aufsichtsratskreise, die eigentlich für Mittwoch geplante Sitzung des Aufsichtsratspräsidiums sei vorgezogen worden und habe am Abend am Braunschweiger Flughafen stattgefunden. Auch Spitzenmanager des Konzerns seien demnach vor Ort gewesen. Volkswagen-Chef Martin Winterkorn habe das Vertrauen großer Aktionäre verloren, hieß es laut der Zeitung in den Aufsichtsratskreisen. VW bestätigte die Meldung nicht. Die Nachrichtenagentur Reuters meldete am späten Dienstagabend, das Treffen sei nicht vorgezogen worden und solle wie angekündigt am Mitwoch stattfinden.
Am Freitag kommt der gesamte Aufsichtsrat zusammen. Eigentlich hätte dann Winterkorns Vertrag vorzeitig um zwei Jahre bis Ende 2018 verlängert werden sollen. Doch nun ist ungewiss, wie es weitergehen soll. Die dramatischen Folgen des Skandals haben eine Lawine ausgelöst, die längst über die Branche hinausgeht.