Aufseher erhebt Vorwürfe : Duldete Roland Koch Korruption?
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Roland Koch Bild: Frank Röth
Nach seinem Ausscheiden als Ministerpräsident ging Roland Koch zu Bilfinger. Offenbar gibt es nun schwere Anschuldigungen zu seiner Zeit dort.
Ein Aufseher des amerikanischen Justizministeriums hat den ehemaligen hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) mit Korruption in Verbindung gebracht. Koch, der von 2011 bis 2014 Vorstandschef beim Industriedienstleister Bilfinger war, habe sich dort „an keine Regeln gebunden“ gefühlt und „strategische Entscheidungen in korruptionsempfindlichen Bereichen“ gefällt, „ohne die Korruptionsproblematik zu bedenken“, schrieb der Schweizer Rechtsanwalt Mark Livschitz einem Bericht des „Spiegel“ zufolge.
Livschitz beaufsichtigt Bilfinger im Auftrag des amerikanischen Justizministeriums, seitdem Korruptionsvorwürfe gegen den Konzern laut wurden. Von seinem Urteil hängen damit auch mögliche Strafen der Amerikaner gegen Bilfinger ab. Livschitz listet dem Bericht zufolge „Dutzende“ Korruptions-Verdachtsfälle auf, die auch in Kochs Zeit als Vorstandschef fielen.
Unter anderem soll Koch in dieser Funktion weltweit Firmen gekauft haben, ohne ausreichend zu prüfen, ob sie korruptionsfrei arbeiten. „Trotz evidenter Compliance-Risiken“, sagte Livschitz demnach, „gibt es keinerlei Hinweise, dass derartige Themen im Vorstand in Erwägung gezogen wurden“. Koch weist die Vorwürfe zurück. Er habe im Gegenteil das Compliance-System vorangebracht, sagt ein Sprecher, und beruft sich dabei auf ein Gutachten der Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young.
Im Februar war bekanntgeworden, dass die heutige Bilfinger-Führung Schadenersatz in dreistelliger Millionenhöhe von mehreren ehemaligen Vorständen fordert. Allen Vorstandsmitgliedern, die zwischen 2006 und 2015 amtierten, aber vor 2015 in das Gremium eintraten, werden Pflichtverletzungen vorgeworfen, hieß es damals in einer Pflichtmitteilung an die Börse. Auch diese Vorwürfe wies Koch zurück.