Volkswagen & Co. : China geht gegen Automanager vor
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Volkswagen und andere deutsche Autokonzerne werden gerade von den chinesischen Behörden unter Druck gesetzt. Bild: dpa
Peking wirft Führungskräften von Autobauern Korruption vor. Nicht nur damit setzt das Land gerade besonders ausländische Unternehmen unter Druck. Dahinter steckt ein Plan.
China weitet seine Ermittlungen gegen ein Partnerunternehmen des Volkswagen-Konzerns aus. Ein Manager von FAW stehe unter dem Verdacht „ernsthafter Verstöße gegen das Gesetz“, teilte eine Untersuchungskommission der Kommunistischen Partei Chinas mit. Details nannte sie nicht, FAW war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Erst vor wenigen Tagen hatte die Kommission bekanntgegeben, gegen einen ehemaligen und einen noch amtierenden Manager des Gemeinschafts-Unternehmens FAW-Volkswagen Automotive zu ermitteln. Volkswagen unterhält noch ein weiteres Gemeinschafts-Unternehmen in der Volksrepublik. Und der Konzern ist nicht der einzige deutsche Autobauer, der derzeit auf dem größten Automobilmarkt der Welt Probleme mit den Behörden hat.
Kürzlich erst mussten die Luxuswagen-Hersteller Audi, BMW und Mercedes auf Druck der mächtigen chinesischen Kartellbehörde NDRC ihre Ersatzteilpreise erheblich senken. Dann folgte eine Razzia in der Daimler-Niederlassung in Schanghai. Und schließlich verhängten die Kartellwächter eine Strafe gegen Audi und den amerikanischen Hersteller Chrysler wegen „monopolistischen“ Verhaltens.
Mehr Produktion in China
Insgesamt ermitteln Pekings Preiswächter offenbar gegen mehr als 1000 Firmen aus der Autobranche, nicht nur gegen die Hersteller selbst, sondern auch gegen viele Zulieferer. Die wiederum vermuten hinter dem Vorgehen auch andere wirtschaftspolitische Interessen der Volksrepublik. China dränge zumal deutsche Autozulieferer zu Partnerschaften mit lokalen Konkurrenten, um der eigenen Industrie auf die Sprünge zu helfen, äußerte unlängst Stefan Wolf, Chef des Dichtungsherstellers ElringKlingerder. „Der chinesische Staat hat einigen Zulieferern vorgeschrieben, dass sie ihre chinesischen Töchter nicht mehr alleine betreiben dürfen, sondern künftig nur als Gemeinschaftsunternehmen“, sagte er. Wenn chinesische Firmen zu 50 Prozent an deutschen Lieferanten beteiligt würden, bedeute dies quasi eine Enteignung, warnte Wolf. „Wenn es so kommt, wäre das ein Angriff auf geistiges Eigentum.“ Die Unternehmen hätten viel Know-how in ihre Tochtergesellschaften nach China transferiert. Seine Äußerungen sorgten in der Branche für Aufsehen um die eigene Industrie aufzupäppeln.
Dabei knöpft sich die chinesische Administration allerdings nicht nur (ausländische) Autofirmen vor, sondern auch Spitzenunternehmen aus anderen Branchen. Microsoft zum Beispiel muss erklären, wie es sein Betriebssystem Windows zusammen mit anderen Programmen wir dem Internet Explorer und dem Musikspieldienst Media Player anbietet - die dahinter stehenden Vorwürfe ähneln denen, die europäische und amerikanische Wettbewerbshüter schon vor mehr als zehn Jahren gegen das Unternehmen erhoben hatten.
Auch in diesem Fall vermuten Beobachter aber handfeste chinesische Eigeninteressen hinter dem Vorgehen - staatlich unterstützt wollen Programmierer aus China ein eigenes Betriebssystem auf den Markt bringen. „China wird sein eigenes Betriebssystem im Oktober starten“, sagte der Chef der Entwicklungsallianz, Ni Guangnan, gerade erst. Bislang sind jedoch nur wenige Details zu dem auf Linux basierenden System bekannt.
Was die Autoindustrie wiederum anbelangt, wirkt der Druck, letztendlich mehr in China herzustellen, schon längst: Die Exporte deutscher Autos in die Volksrepublik sind im vergangenen Jahr um 15 Prozent auf gut 240.000 Wagen geschrumpft – während vor Ort in China immer neue Autofabriken eingeweiht werden. „Die Chinesen werden versuchen, die westlichen Hersteller zugunsten der einheimischen Unternehmen zu schwächen“, sagte Frank Schwope von der NordLB neulich gegenüber FAZ.NET. Auch aus Sicht chinesischer Verbraucher seien die Ermittlungen verständlich: „Die Preise für viele Premiumautos in China und die Ersatzteile sind tatsächlich außergewöhnlich hoch gewesen.“