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Versorgung in Corona-Zeiten : Spediteure fordern Notfallplan

  • -Aktualisiert am

Lastwagen stauen sich auf der Autobahn 12 vor dem deutsch-polnischen Grenzübergang. Bild: dpa

Viele Lastwagenfahrer stranden in der Corona-Krise mit wichtigen Waren an den Grenzen. Heute soll es eine „Notfalltelefonkonferenz“ mit dem Verkehrsministerium geben.

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          Während sich die Corona-Krise zuspitzt und Lieferengpässe für wichtige Waren wie Lebensmittel oder Hygieneartikel befürchtet werden, fordern die deutschen Spediteure von der Politik einen Notfallplan zur Sicherstellung der Versorgung von Bevölkerung und Wirtschaft. „Wir veranstalten als Branche gerade Klimmzüge und stehen vor einer Riesenherausforderung“, sagte der Vorstandssprecher des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), Dirk Engelhardt, der F.A.Z. „Wenn in den nächsten Tagen die Hamsterkäufe in den Geschäften anhalten und zugleich weitere Lastwagenfahrer wegen Krankheit oder Quarantänemaßnahmen ausfallen sollten, werden wir sehen, wie wichtig eine zentrale Koordinierung ist.“ Der BGL-Chef erkennt dafür eine Bereitschaft von Behörden und auch von Branchenverbänden. So finde nun einmal in der Woche mit dem Bundesverkehrsministerium eine „Notfalltelefonkonferenz“ statt – die nächste an diesem Dienstag. Auf europäischer Ebene sei die Zusammenarbeit jedoch dringend zu verbessern. Lastwagenfahrer strandeten uninformiert mit wichtigen Waren an den Grenzen. Mit diesem Aktionismus müsse Schluss sein, sagte Engelhardt.

          Ein Sprecher des Bundesverkehrsministers Andreas Scheuer (CSU) teilte auf Anfrage mit, es gebe keinen Grund zur Panik. Die Behörde stünde mit allen Beteiligten in regelmäßigem Austausch. Zugleich stimme sich der Minister mit den Einzelhandelsketten ab. Scheuer hatte schon die Bundeswehr ins Spiel gebracht, wenn eine große Zahl von Fahrern ausfallen. Viele Arbeitnehmer in den Fahrerkabinen kommen aus osteuropäischen Ländern und könnten zu Hause mehr und mehr unter Quarantäne gestellt werden.

          Konkret schlägt der BGL die Einrichtung von vier bis fünf regionalen Notfallzentren unter Leitung des Bundesamtes für Güterverkehr vor, in denen Transportkapazitäten koordiniert werden könnten. Während derzeit Transporte gerade für Lebensmittel oder Drogerieprodukte unter Hochdruck rollten, gebe es in anderen Logistiksparten wie dem Containerverkehr für Seehäfen, Luftfracht oder für Veranstaltungen aufgrund von Auftragseinbrüchen neue Kapazitäten an Fahrern und Wagen.

          Eine weitere Forderung des Verbandes lautet, die Öffnungszeiten für Laderampen flexibler zu gestalten und das Laden ausschließlich vom Lagerpersonal erledigen zu lassen, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Außerdem sollten die Kontrollen des Sonn- und Feiertagsfahrverbots ausgesetzt werden. Der BGL sei ein vehementer Verteidiger des Sonntagsfahrverbotes und werde dies auch bleiben, denn die Fahrer hätten ein Recht auf Familienleben, sagte BGL-Chef Engelhardt. In der aktuellen Situation sei eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten sowie der Lenk- und Ruhezeiten aber zu befürworten.

          Wie weit die Bundeswehr im Notfall mit Logistikkapazitäten helfen könnte, ist nicht klar. Zu Zeiten des Wehrdienstes erwarben dort jedes Jahr etwa 15.000 junge Männer den Lastwagenführerschein. Das sieht heute anders aus. Auf Anfrage im Bundesverteidigungsministerium verweist eine Sprecherin auf die Zuständigkeit des Kommandos Territoriale Aufgaben der Bundeswehr, welches Amtshilfeanträge von Landkreisen oder Bundesländern zur Katastrophenhilfe bearbeite. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hat schon eine Einsatzbereitschaft der Bundeswehr signalisiert, vor allem in medizinischer Hinsicht. Verkehrsminister Scheuer hat derweil angekündigt, große deutsche Flughäfen wie Frankfurt und München nicht zu schließen. „Wir arbeiten daran, die Infrastruktur aufrecht zu halten, vor allem wegen Versorgung und Logistik“, sagte er. Die Landesregierung Baden-Württembergs will den Betrieb an allen Flughäfen in dem Bundesland einstellen.

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