Vergleichsangebot an Kläger : Mastercard will Kunden nach Datenleck bis zu 300 Euro zahlen
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Im Sommer 2019 musste Mastercard ein Datenleck eingestehen. Bild: dpa
Mit einem Vergleich reagiert der Kreditkartenanbieter Mastercard auf zahlreiche Klagen von Kunden, die Opfer eines Datenlecks wurden. Damit wäre das Risiko hoher Schadenersatzzahlungen gebannt.
Für tausende Mastercard-Kunden hat 2023 mit einer guten Nachricht begonnen. Wer von dem Datendiebstahl beim Kreditkartenanbieter 2019 betroffen war und Ansprüche über Dienstleister wie die Europäische Gesellschaft für Datenschutz (EuGD) oder Kleinfee geltend machte, kann mit einer Zahlung von bis zu 300 Euro rechnen. Das geht aus Mails hervor, die Kunden trotz Vertraulichkeitsvereinbarungen seit Wochenbeginn im Internet veröffentlichten.
„Wir haben eine Einigung im Zusammenhang mit einem deutschen Programm, das von einem Drittanbieter betrieben wurde, erzielt“, bestätigte eine Sprecherin von Mastercard den Vergleich, über den zuerst „Spiegel Online“ berichtet hat. Demnach erhalten bei der EuGD registrierte Nutzer von Mastercard 300 Euro, wenn sie in das Vergleichsangebot in den kommenden Tagen annehmen und über ihren Prozessanwalt von noch anhängigen Zivilklagen absehen.
Revision zurückgenommen
Die Revision einer Mastercard-Kundin vor dem Bundesgerichtshof, mit der die Frau wegen der Datenschutzverstöße mindestens 5000 Euro Schadenersatz einforderte, ist schon zurückgenommen. Die Klägerin war mithilfe der EuGD bis vor das höchste Zivilgericht gezogen. Sowohl das Landgericht als auch das Oberlandesgericht Stuttgart hatten ihr einen Anspruch auf Grundlage der EU-Datenschutzgrundverordnung verwehrt.
Wer selbst weiter klagen will, trägt fortan das Kostenrisiko selbst. Denn üblicherweise werden diese von Legal-Tech-Unternehmen wie EuGD und Kleinfee vorgestreckt oder von einem Prozessfinanzierer übernommen. „Wir freuen uns sehr für die Betroffenen, die wir auf dem Rechtsweg begleitet haben, dass dieses Verfahren nun abgeschlossen wird“, sagte Thomas Bindl, Geschäftsführer von EuGD. Er fühlt sich gestärkt für die laufenden Verfahren wegen weiterer Datenlecks wie etwa bei Deezer, Facebook oder Scalable Capital.
Rund 2000 Kläger sind im Fall Mastercard bei der EuGD registriert. Stimmen alle dem Vergleich ein, muss Mastercard mit einer Zahlung von bis zu 600.000 Euro rechnen, zuzüglich 25 Prozent Honorar, die dem Rechtsdienstleister als Provision je Kunde zustehen. Allerdings kann Mastercard alle Prozesse beenden und ein höchstrichterliches Urteil zum Schadenersatz nach Datenschutzverstößen verhindern.
Insgesamt 90.000 Nutzer betroffen
Im Sommer 2019 kursierten die Daten von 90.000 Nutzern des deutschen Bonusprogramms „Mastercard Priceless Specials“ im Netz. Der Finanzkonzern wollte damals keine Verantwortung übernehmen, schob die Schuld auf Drittpartner. Mastercard stellte das Programm im Sommer 2020 ein.
Zu den jetzigen Entwicklungen heißt es seitens Mastercard, dass man das Thema Informationssicherheit sehr ernst nehme und kontinuierlich an Innovationen arbeite, um den Schutz der zu verarbeitenden personenbezogenen Daten weiter zu verbessern.