Corona-Risiko und Bezahlung : Verdi ruft zu Arbeitsniederlegungen bei Amazon auf
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Der Tarifstreit zwischen Verdi und Amazon geht jetzt in sein siebtes Jahr. Hier ein Streikbanner im März 2018 vor dem Amazon-Logistikzentrum in Werne. Bild: dpa
Weil die Gewerkschaft die Amazon-Mitarbeiter in der Corona-Pandemie nicht ausreichend geschützt sieht, sollen diese nun die Arbeit niederlegen. An einem Standort haben sich laut Verdi über 30 Mitarbeiter mit dem Virus infiziert.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi will in dem seit über sieben Jahren andauernden Tarifkonflikt mit dem Onlinehändler Amazon nicht locker lassen. Für diesen Montag und Dienstag hat Verdi die Beschäftigten an sechs Standorten des Versandhandelskonzerns zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen, wie die Gewerkschaft am Sonntag mitteilte.
„Wir verschärfen die Gangart, denn Amazon zeigt bislang keine Einsicht und gefährdet die Gesundheit der Beschäftigten zu Gunsten des Konzernprofits“, erklärt Orhan Akman, bei Verdi verantwortlich für den Einzel- und Versandhandel. Er verweist auf die jüngsten Coronavirus-Ausbrüche an Amazon-Standorten wie Bad Hersfeld. „Nach unseren Informationen haben sich dort mindestens 30 bis 40 Kolleginnen und Kollegen infiziert“, so Akman.
Die Gewerkschaft fordert den Abschluss eines Tarifvertrags „Gute und gesunde Arbeit“, um den Gesundheitsschutz und die Sicherheit der Beschäftigten zu garantieren. Außerdem verlangt Verdi die Anerkennung der regionalen Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels.
Die in Leipzig, Bad Hersfeld (mit zwei Standorten), Rheinberg, Werne und Koblenz (Kobern-Gondorf) geplanten Arbeitsniederlegungen sollen laut Verdi mit der Nachtschicht zum Montag beginnen und mindestens 48 Stunden dauern.
Der Tarifkonflikt bei Amazon dauert bereits seit 2013 an. Verdi fordert für die Mitarbeiter in den deutschen Amazon-Versandzentren tarifliche Regelungen, wie sie im Einzel-und Versandhandel üblich sind. Amazon nimmt indes Vereinbarungen der Logistikbranche als Maßstab, in der weniger bezahlt wird. Der Onlinehändler hatte sich bei früheren Aktionen und Streikaufrufen der Gewerkschaft gelassen gezeigt. Ein Sprecher hatte in der Vergangenheit betont, Amazon sei auch ohne Tarifvertrag ein fairer und verantwortungsbewusster Arbeitgeber. Bundesweit hat Amazon 13 Logistikstandorte mit rund 13.000 Festangestellten.