Das Vermögen der Oligarchen : Usmanow mit seiner Yacht Dilbar zwischen den Fronten
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Komplett verhüllt liegt die Mega-Yacht „Dilbar" im Blohm+Voss Dock Elbe 17 im Hamburger Hafen. Bild: dpa
Die Sanktionen gegen Putins reiche Freunde lassen sich nicht so einfach durchsetzen. Das zeigt der Fall der Yacht Dilbar im Hamburger Hafen. Noch sind einige Fragen ungeklärt.
Alisher Usmanow ist einer der Namen, die man neuerdings kennt – weil er als einer der reichen Freunde Putins auf jenen Sanktionslisten steht, mit denen die Behörden versuchen, das Vermögen der Oligarchen einzufrieren. Ganz einfach ist das aber nicht. Das ist am Beispiel der Yacht „Dilbar“ zu erkennen, einer Yacht, die mit 156 Metern Länge zu den größten Yachten der Welt gehört und im Jahr 2016 von der Bremer Lürssen-Werft an Usmanow übereignet worden sein soll.
Dieses Luxusschiff sei im Hamburger Hafen beschlagnahmt worden, schrieb die Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg in der Nacht zum Donnerstag, und – verbreitet über verschiedene Medien von „Bild“ bis „Spiegel“ – machte diese Behauptung die Runde. Indes: Die Nachricht ist offenbar falsch. „Nach unserer Kenntnis wurde keine Yacht beschlagnahmt“, meldete die Hamburger Behörde für Wirtschaft und Innovation.
Zuständig für den Vollzug der Sanktionen sind Bundesbehörden, ob Wirtschaftsministerium, Zoll oder Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle ist im Einzelnen offenbar noch nicht geklärt. Im Fall der Yacht „Dilbar“ fehlt es dem Vernehmen nach im Augenblick vor allem noch an Klarheit über die Eigentumsverhältnisse. Alisher Usmanow ist wohl nicht direkt der Schiffseigner, ist in Hamburg zu hören. Eingetragen sei die Yacht auf den Kaimaninseln mit einem maltesischen Firmenkonstrukt als Eigentümer.
Eine Yacht der Superlative
Eile ist nicht geboten. Während am 7. Februar die Wladimir Putin zugeschriebene Yacht „Graceful“ früh morgens ungeachtet der Sturmflut den Hamburger Hafen in Richtung Kaliningrad verlassen hat, liegt die „Dilbar“ fest mit Planen umhüllt wie ein Kunstwerk von Christo auf dem Trockendock von Blohm + Voss. Die Werft war mit umfangreichen Umbau- und Renovierungsarbeiten betraut. Die Mitarbeiter von Blohm + Voss, die damit befasst waren, seien aber schon seit Mittwoch nicht mehr auf dem Schiff, ist in Hamburg zu hören, der Eigentümer habe die Arbeiten stoppen lassen.
Die Schönheitskur an dem Schiff dürften den Wert der Yacht, die ursprünglich 600 Millionen Dollar gekostet haben soll, nochmal gesteigert haben. Die Yacht, für die 52 Monate Bauzeit angegeben werden, ist für einige Superlative gut. So hat die 96 Mann starke Besatzung den ordnungsgemäßen Zustand nicht nur zweier Hubschrauber Plätze und des größten jemals auf einer Yacht verbauten Swimmingpools zu gewährleisten, sondern auch von zwölf Suiten. Für den nötigen Kuscheleffekt auf der Yacht sollen angeblich 1000 Sofakissen sorgen.
Yacht des Rosneft-Chefs in Frankreich beschlagnahmt
Was Blohm + Voss an der Werft konkret zu arbeiten hatte, ist unklar. Das zur Lürssen-Gruppe gehörende Unternehmen, das in der Yacht-Sparte rund 1500 Mitarbeiter beschäftigt, will sich dazu nicht äußern, abgesehen von einem einzigen Satz: „Selbstverständlich werden alle Aufträge und Vorhaben im Einklang mit der geltenden Gesetzeslage behandelt.“
Schon wegen der Wertsteigerung durch die Arbeiten an der Yacht ist der Fall „Dilbar“ in den Augen von Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann eine klare Sache. Alle Lieferungen, die jetzt noch in Richtung Russland sollten, müssten dezidiert beim Zoll beantragt werden: „Sie können davon ausgehen, dass ab jetzt auch keine Yachten mehr rausgehen.“
Im französischen La Ciotat ist genau das passiert. Als die Yacht „Amore Vero“ des Rosnet-Chefs Igor Setchin überstürzt die Werft an der Cote d’Azur verlassen wollte, wurde sie gestoppt. Auf Twitter bedankte sich Frankreichs Finanz- und Wirtschaftsminister Bruno Le Maire bei den französischen Zöllnern.