Umstellung auf Elektroautos : Mehr als 100.000 Stellen fallen weg
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Durch Elektroautos werden viele Stellen wegfallen in Deutschland, neue Arbeitsplätze und Nachfrage entsteht aber ebenfalls. Bild: dpa
Die deutsche Autoindustrie befindet sich in einer großen Transformation, alle Hersteller haben viele neue Elektroautos angekündigt. Volkswagen nennt ein brisantes Datum.
In Deutschland gehen infolge der Umstellung von durch Verbrennungsmotoren angetriebene Fahrzeuge auf Elektroautos Zehntausende Arbeitsplätze verloren. „Im Jahr 2035 werden knapp 114.000 Plätze aufgrund der Umstellung auf den Elektroantrieb bei Pkws verloren gegangen sein“, sagen die Fachleute des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in einer an diesem Mittwoch veröffentlichten Untersuchung voraus (hier).
Im Fahrzeugbau direkt dürften 83.000 Arbeitsplätze wegfallen. „Andere Branchen geraten ebenfalls in Mitleidenschaft und müssen mehr als 30.000 Stellen abbauen“, erwarten die Forscher der zur Bundesagentur für Arbeit gehörenden Denkfabrik. Gleichzeitig dürften ihnen zufolge beinahe 16.000 neue Stellen geschaffen werden, etwa im Bauwesen, bei Stromversorgern oder in Teilen des Dienstleistungsbereiches und des Verarbeitenden Gewerbes.
„Von der Elektrifizierung des Antriebsstrangs werden vor allem Fachkräfte negativ betroffen sein“, schreiben die IAB-Fachleute weiter: „Zeitverzögert sinkt auch der Bedarf nach Spezialisten- und Expertentätigkeiten. In der längeren Frist ergeben sich negative Effekte für alle Anforderungsniveaus.“
In den kommenden Jahren wiederum dürfte die Umstellung auf E-Mobilität zunächst positive Folgen für den Arbeitsmarkt haben, etwa durch die notwendigen zusätzlichen Investitionen der Autobranche, die Bauausgaben in die Ladeinfrastruktur und die Neuausrüstung des Stromnetzes. Langfristig dominiere aber der steigende Importbedarf an Elektroautos und Traktionsbatterien. Gedämpft werde dieser negative Effekt dadurch, dass sich der Kraftstoffbedarf ändere – weg von ausländischem Mineralöl hin zu heimischem Strom.
Um Stellenverluste in größerem Stil zu verhindern, versucht die Bundesregierung, die Batteriezellproduktion nach Deutschland zu bringen. Auch sie befürchtet, dass in der heimischen Autobranche Zehntausende Stellen wegfallen werden, wenn der Antrieb künftig nicht mehr selbst produziert wird wie im Falle von Verbrennungsmotoren, sondern in Asien zugekauft wird. Das Wirtschaftsministerium stellt deshalb als Anschubfinanzierung eine Milliarde Euro zur Verfügung. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) rechnet ab dem Jahr 2021 mit dem Start der Batteriezellenproduktion in Deutschland. Derzeit wollen sich dafür mehrere Konsortien bilden.
Die deutschen Autohersteller haben mittlerweile längst Strategien ausgearbeitet, wie sie mehr Elektroautos anbieten wollen und werden. Und auch kommuniziert, wie gravierend diese Transformation sein wird. „Im Jahr 2026 beginnt der letzte Produktstart auf einer Verbrennerplattform", sagte Volkswagen-Chefstratege Michael Jost nun dem „Handelsblatt“. Die Ziele des Pariser Klimaabkommens könnten nur dann erreicht werden, wenn im Jahr 2050 kein Auto mehr mit Verbrennungsmotor auf den Straßen fährt, führte er demnach aus. Der größte europäische Hersteller rechne damit, die letzten Verbrenner etwa um das Jahr 2040 herum zu verkaufen. „Das erste Stoppschild wird dann gesetzt.“ Demnach dürften die letzten neuen Modelle als Benziner oder Diesel in den frühen 2030er-Jahren auf den Markt kommen.
Volkswagen hatte Mitte November angekündigt, seine Investitionen in Elektromobilität, autonomes Fahren und Digitalisierung in den kommenden fünf Jahren auf knapp 44 Milliarden Euro aufzustocken. Davon seien 30 Milliarden Euro für die Elektromobilität bestimmt, sagte Konzernchef Herbert Diess.