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Kritik an Metro wächst : „Bitte tut nicht so, als wäre das nicht auch euer Krieg“

Westen im Osten: Metro-Markt in Russland Bild: Metro AG

Eine ukrainische Mitarbeiterin klagt auf Linkedin den Vorstand des Großhandelskonzerns an, weil der am Russland-Geschäft festhält. Das sorgt für Aufregung.

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          Der Druck auf den Großhändler Metro wächst, sich aus Russland zurückzuziehen – und er kommt ausgerechnet aus der eigenen Belegschaft. Über die Karriereplattform Linkedin klagt Olga Podorozhna den Vorstand des Düsseldorfer Unternehmens an, dass es mit seinen Steuern und dem Geschäft in Russland den Krieg gegen die Ukraine mitfinanzieren würde.

          Jonas Jansen
          Wirtschaftskorrespondent in Düsseldorf.

          Podorozhna hat eigenen Angaben zufolge mehr als sieben Jahre für Metro in Kiew gearbeitet, jetzt hat sie zu den Waffen gegriffen. Ihrem Beitrag, der schon nach einem Tag mehr als 18.000 Reaktionen und fast 700 Kommentare aufweist, hat sie ein Foto von sich mit Maschinengewehr hinzugefügt. „Ich bin sicher, dass euer finanzieller Erfolg nicht an Russland alleine hängt“, schreibt Podorozhna, „bitte tut nicht so, als wäre das nicht auch euer Krieg“. Ihr Aufruf, das Geschäft mit dem „Besatzer“ aufzugeben, wird in den Kommentaren von zahlreichen Metro-Beschäftigten unterstützt, sowohl aus der Ukraine als auch aus der Düsseldorfer Zentrale.

          Der Metro-Vorstandsvorsitzende Steffen Greubel, sonst recht aktiv in dem Karrierenetzwerk, hat sich dort am Mittwoch nicht geäußert. Auf Anfrage teilt das Unternehmen mit, dass es auch “tief erschüttert über den Angriff Russlands auf die Ukraine und das unerträgliche Leid der Menschen“ sei. Der Großhändler sorge sich um die 3400 Mitarbeiter und ihre Familien in dem Land. Mit der Frage nach einem Rückzug aus Russland habe sich der Vorstand “intensiv auseinandergesetzt“, aber sich vorerst dagegen entschieden, weil Metro auch auf seine 10.000 Mitarbeiter in Russland Rücksicht nehmen müsse, „die für den Krieg keine persönliche Verantwortung tragen“. Zudem sei die Versorgung der Menschen mit Nahrungsmitteln in dem Land wichtig. Das sei auch gegenüber der Geschäftsführung in der Ukraine ausführlich begründet worden. „Allen war bewusst, dass diese Entscheidung insbesondere in der Ukraine – also bei den vom Krieg unmittelbar betroffenen Mitarbeitern – auf Widerspruch stoßen kann“, sagte ein Sprecher.

          Widerspruch gibt es auch aus dem obersten Metro-Management in der Ukraine. Die dortige Geschäftsführerin teilte ebenfalls auf Linkedin Aufrufe dazu, das Russland-Geschäft einzustellen. Der offizielle Metro-Ukraine-Account hat zudem noch einen eigenen Beitrag zu Olga Podorozhna abgesetzt, in dem die Mitarbeiterin als Heldin bezeichnet wird. Am Mittwoch waren 21 der 26 Metro-Warenhäuser in der Ukraine geöffnet – das werde jeden Tag durch das lokale Management auf „Basis der Sicherheitslage“ entschieden. In Russland betreibt der Großhändler 93 Märkte, dort erwirtschaftet das Unternehmen fast ein Zehntel seines Umsatzes.

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