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Übernahme Gold : Der größte Goldförderer der Welt zeichnet sich ab

Goldabbaugebiet im australischen Bundesstaat New South Wales. Bild: AFP

Der amerikanische Goldkonzern Newmont macht Jagd auf die australische Newcrest. Das könnte noch teurer werden.

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          Gold glänzt, zumindest für australische Aktionäre: Denn der amerikanische Goldförderer Newmont Corp hat sein Angebot für die Übernahme seines australischen Gegenübers Newcrest Mining deutlich auf nun 16,9 Milliarden Dollar angehoben. Dessen Börsenkurs legte daraufhin sprunghaft um gut 14 Prozent zu. Dennoch blieben sie fast 2 Australische Dollar hinter dem Gebot zurück; Spekulanten hoffen nun auf ein zweites Nachbessern der Amerikaner. Auch Analysten stützten am Montag die Sicht, dass das schlussendliche Gebot angesichts der Qualität von Newcrests Vorkommen noch nicht erreicht sei. Sie empfahlen einem Übernahmepreis von 31 Australischen Dollar, statt der nun gebotenen 27,16 Australischen Dollar.

          Christoph Hein
          Wirtschaftskorrespondent für Südasien/Pazifik mit Sitz in Singapur.

          Allerdings stehen die Australier derzeit auf schwachen Füßen: Denn seit Herbst vergangenen Jahres haben sie keinen regulären Vorstandsvorsitzenden. Sandeep Biswas verließ das Unternehmen nach einer wirtschaftlich guten Periode, die aber Fragen zum Betriebsklima aufwarf, überraschend im Dezember. Für ihn wurde Sherry Duhe auf den Thron gehoben, die zwar als Finanzchefin akzeptiert war, aber keine Erfahrung im Goldsektor hat. Auch das mögliche Vakuum an der Spitze, so Analysten am Montag, habe die Amerikaner zum Angriff verleitet.

          Newmont wird von Tom Palmer geführt. Er verfügt über ein so hohes Ansehen, dass er 2020 auch schon als Nachfolger von Jean-Sébastien Jacques an der Spitze des Verwaltungsrates des Erzgiganten Rio Tinto gehandelt worden war. Die derzeit so unterschiedliche Besetzung der Führungsebenen trug wohl auch zur Entwicklung an der Börse bei: Während die Papiere des größten Goldförderers der Welt, Newmont, im vergangenen Jahr 33 Prozent gutmachten, verloren diejenigen der australischen Newcrest im selben Zeitraum 12 Prozent ihres Wertes. Auch dadurch muss den Amerikanern der Moment zur Übernahme günstig erscheinen. In den nächsten Tagen prüfen die Australier das Angebot. Immerhin liegt es 22 Prozent über dem Schlusskurs der Newcrest-Aktie im Handel in Sydney am vergangenen Freitag. Bevor die Australier in der nächsten Woche ihre Halbjahresergebnisse vorlegen, werden die Eigentümer allerdings nicht zu einer Antwort kommen. Einen Hinweis gibt auch die Übernahme der amerikanischen Pan American Silver and Agnico Eagle Mines durch Yamana Gold für 4,6 Milliarden Dollar. Das Gebot lag 23 Prozent über dem Kurswert. Der Vorsitzende des Verwaltungsrates von Yamana, Peter Marrone, erklärte, in der Branche liegen mehrere Zukäufe in der Luft.

          Die beiden Firmen, die nun verhandeln müssen, sind alte Bekannte: Denn Newcrest war 1966 zunächst das australische Tochterunternehmen der amerikanischen Newmont. Die Australier formten dann mit Australmin und später BHP Gold ein Unternehmen, das als einer der Technologieführer der Goldbranche angesehen wird. Das wird immer wichtiger: Denn auch das Heben von Gold wird anspruchsvoller und teurer. Genehmigungen zum Ausbeuten neuer Vorkommen sind immer schwerer zu erhalten. Die Australier aber besitzen Genehmigungen in ihrem Heimatkontinent, in Kanada und auf Papua-Neuguinea. Hinzu kommen kleinere Kupfervorkommen in Australien und Kanada. Im vergangenen Jahr stand Kupfer schon für ein Viertel des Umsatzes von Newcrest, was auch das Newmont-Management stark interessiert.

          Im Mittelpunkt aber steht bei beiden Unternehmen das Gold. Dessen Preis steigt seit vielen Wochen wieder. Ende Januar rangierte der Spotpreis für die Feinunze bei 1927 Dollar, dem höchsten Preis seit neun Monaten. Die Öffnung Chinas nach dem Abklingen der Corona-Epidemie verleiht Preisphantasien weiteren Auftrieb. Der Überfall auf die Ukraine und Rezessionsängste geben zusätzlichen Schub. Steigt die Inflation, könnten zusätzliche Anleger auf Gold schauen. All dies sind Gründe, die Palmer aus Analystensicht dazu bringen könnten, sein Angebot für Newcrest auch noch ein zweites Mal aufzustocken.

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