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Twitter-Kauf : Musk außer Rand und Band

Tesla-Chef Elon Musk Bild: Reuters

Es war nie zu erwarten, dass der Tesla-Chef bei einer Übernahme einem gewöhnlichen Muster folgt. Aber er ist nicht nur erratisch, sondern auch destruktiv.

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          Elon Musk gefällt sich in der Rolle des Rebells, der sich nicht um Konventionen schert. Das hat Charme und Unterhaltungswert. Ein Stück weit dürfte es auch die unbestreitbaren Erfolge der beiden von ihm geführten Unternehmen Tesla und SpaceX erklären. Aber es gibt eine Kehrseite, wie seine Manöver rund um den Kauf von Twitter unterstreichen.

          Musk liefert ein unwürdiges und zunehmend ermüdendes Spektakel. Erst vor wenigen Wochen hat er die Übernahme mit großem Getöse eingefädelt, jetzt schürt er Zweifel daran. Er suggeriert, das Unternehmen könnte ein größeres Problem mit gefälschten Nutzerkonten haben, als es zugibt, aber das hört sich nach einer Ausrede an. Vielleicht versucht er, aus der eigentlich verbindlichen Übernahmevereinbarung wieder herauszukommen, vielleicht hofft er, noch einen niedrigeren Preis auszuhandeln. In jedem Fall klingt es hohl, wenn er nun Nutzerdaten infrage stellt und dies zu einem möglichen „Dealbreaker“ erklärt. Er hat schließlich vor der Unterzeichnung des Kaufvertrags bewusst auf eine sorgfältige „Due Diligence“-Prüfung von Twitter verzichtet.

          Es war wohl nie zu erwarten, dass Musk bei einer Übernahme einem gewöhnlichen Muster folgen würde. Aber im Moment scheint er selbst für seine Verhältnisse außer Rand und Band, und er ist dabei nicht nur erratisch, sondern auch destruktiv. Er setzt die Onlineplattform gerade einer Hängepartie aus, die ihr nur schaden kann.

          Und wem ist geholfen, wenn er ihren noch amtierenden Vorstandschef unflätig beschimpft? Wie um zu demonstrieren, dass er sich mehr erlauben kann als andere, hat er Regeln der Börsenaufsicht SEC glatt ignoriert, etwa als er seinen Einstieg bei Twitter später als vorgeschrieben bekannt gab.

          Musk hat zuletzt oft die Bedeutung von Twitter im öffentlichen Diskurs beschworen. Das heißt freilich, als Eigentümer der Plattform trüge er eine besondere Verantwortung, und es ist zu bezweifeln, dass er ihr gewachsen wäre. Twitter ist vorzuhalten, sein wirtschaftliches Potential nie ausgeschöpft zu haben. Aber Musk ist nicht der Retter, den das Unternehmen brauchen könnte.

          Roland Lindner
          Wirtschaftskorrespondent in New York.

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