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Kapitalerhöhung : TUI zahlt Hilfen zurück

Der Urlaubskonzern war durch die Corona-Pandemie in eine existenzielle Krise gestürzt. Bild: dpa

Wegen Corona war TUI vom Staat mit Kapital und Krediten gestützt worden. Mit dem frischen Geld von der Börse gibt es nun wieder eine stabile Basis.

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          Der Reisekonzern TUI will die Zeit der staatlichen Hilfspakete bald hinter sich lassen. Das nötige Geld besorgt sich das Unternehmen mit Hilfe einer Kapitalerhöhung mit Bezugsrechten im Volumen von 1,8 Milliarden Euro. Die Genehmigung für dieses Vorgehen hatte sich TUI schon in der Hauptversammlung Mitte Februar geben lassen.

          Susanne Preuß
          Wirtschaftskorrespondentin in Hamburg.

          Der Kurs der Aktie sackte gleichwohl nach Handelsbeginn um mehr als 10 Prozent ab, stabilisierte sich dann aber bei Minus 6,3 Prozent, knapp unter 15 Euro. Das hängt mit zwei Faktoren zusammen. Einerseits kommt es – wie generell bei Kapitalerhöhungen – zu einer Verwässerung des Aktienkurses. Außerdem gab es unter Anlegern Befürchtungen, dass es zu einem Überhang von Bezugsrechten kommen könnte, weil der frühere Großaktionär Mordaschow mit Sanktionen belegt und damit von der Kapitalerhöhung ausgeschlossen ist.

          Alle Bezugsrechte aufgefangen

          Dem entgegnete TUI mit der Information, dass die Kapitalerhöhung komplett gezeichnet sei. Es sei im Vorfeld mit Banken geregelt worden, dass alle Bezugsrechte aufgefangen würden. Aktuell hält Mordaschow „nach den uns vorliegenden Informationen indirekt 30,91 Prozent der TUI-Aktien“, heißt es bei TUI. Durch die Kapitalmaßnahmen werde sich dieser Anteil auf 10,9 Prozent verringern.

          TUI bietet knapp 329 Millionen neue Aktien im Bezugsverhältnis 8:3 an, das heißt für je drei bestehende Aktien können acht neue Aktien erworben werden, und zwar zum Bezugspreis von 5,55 Euro. Die Bezugsfrist für die neuen Aktien beginnt am 28. März und endet am 17. April.

          Der Urlaubskonzern, der durch die Corona-Pandemie in eine existenzielle Krise stürzte, hatte Staatshilfen im Volumen von 4,3 Milliarden Euro gewährt bekommen. „Die vollständige Rückführung der staatlichen Corona-Hilfen war unser erklärtes Ziel“, erinnerte TUI-Vorstandschef Sebastian Ebel an seine Aussage von der Hauptversammlung: „Mit der Kapitalerhöhung gehen wir den letzten Schritt bei den WSF-Hilfen und setzen unsere Zusage um.“

          „Ohne das Geld vom Staat gäbe es TUI nicht mehr“

          Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) hält bisher noch eine Stille Einlage in Höhe von nominal 420 Millionen Euro sowie eine Optionsanleihe über 59 Millionen Euro, die TUI zuzüglich aufgelaufener Zinsen zum Marktwert zurückkaufen wird. Damit fließen dem WSF rund 750 Millionen Euro zu.

          Der Staat hat damit also rund eine Viertelmilliarde Euro eingenommen. „Ohne das Geld vom Staat gäbe es TUI wahrscheinlich nicht mehr“, hatte TUI-Chef Ebel kurz nach seinem Amtsantritt im vergangenen Herbst im Interview mit der F.A.Z. gesagt und versprochen: „Das Engagement in TUI wird für den Staat und den deutschen Steuerzahler sehr erfolgreich, das heißt wirtschaftlich lukrativ sein.“

          Außer der Unterstützung durch den Wirtschaftsstabilisierungsfonds hatte TUI noch eine Kreditlinie von der KfW, die von aktuell noch 2,1 weiter auf 1,1 Milliarden Euro reduziert werden soll. Derzeit sind von der KfW-Kreditlinie noch 565 Millionen Euro in Anspruch genommen. Dieser Kredit soll mit Hilfe der Kapitalerhöhung komplett zurück bezahlt werden. TUI verfügt zudem noch über Kreditlinien von Banken (unabhängig von Staatshilfen) im Volumen von rund 1,45 Milliarden Euro, die aktuell noch fast komplett in Anspruch genommen werden. Dieser Kredit werde auf 870 Millionen Euro reduziert werden, heißt es bei TUI.

          Optimistisch für die Zukunft

          Durch die Fülle an Maßnahmen erwartet die TUI eine deutliche Verbesserung der Finanzkraft. Das bisherige Hybridkapital des Bundes wird vollständig mit echtem Eigenkapital ersetzt. Zudem entfallen Zinszahlungen und auch die Zahlung für das Vorhalten von Kreditlinien. Die Nettoverschuldung werde sich von 3,4 Milliarden Euro im vergangenen Jahr auf 2,4 Milliarden Euro verbessern, so die Erwartung von TUI. Schon in diesem Jahr werde der Bruttoverschuldungsgrad wieder das Vorkrisenniveau erreichen.

          „Wir setzen alles daran, die Ertragskraft des Konzerns weiter zu verbessern“, verspricht TUI-Chef Sebastian Ebel: „Unser Ziel ist klar: wir wollen wieder profitabel wachsen, mit zusätzlichen Kunden und neuen Produkten Marktanteile gewinnen. Die Buchungsentwicklung ist weiterhin sehr ermutigend.“ Ende Januar hatte TUI-Deutschland-Chef Stefan Baumert im Gespräch mit der F.A.Z. davon berichtet, dass trotz der Inflation die Zahl der Frühbucher wieder deutlich zugenommen habe. „Bei neu eingehenden Buchungen wird im Januar im Gesamtmarkt schon in etwa das Vorkrisenniveau erwartet“, sagte Baumert. Traditionell war der Januar der stärkste Buchungsmonat der Branche.

          Die TUI Group mit Sitz in Hannover sieht sich als ein weltweit führender Touristikkonzern, der die gesamte Wertschöpfungskette abbildet, von Reisebüros über Fluggesellschaften und Flugzeuge, bis hin zu Kreuzfahrtschiffen, Hotels und Ressorts. Die TUI-Aktie ist im FTSE 250 notiert, einem Index der Londoner Wertpapierbörse, im regulierten Markt der Niedersächsischen Börse am TUI-Unternehmenssitz Hannover sowie im Freiverkehr der Frankfurter Wertpapierbörse.

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