Trumpf-Chefin zu China : „Attacke auf Taiwan muss die rote Linie sein“
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Nicola Leibinger-Kammüller Bild: dpa
Nicola Leibinger-Kammüller kritisiert die Abhängigkeit von China und warnt gleichzeitig vor einer Abkopplung: Ohne China seien der deutsche Lebensstandard und Sozialstaat nicht zu halten.
Die Chefin des Laserspezialisten Trumpf , Nicola Leibinger-Kammüller, hat sich mit gewohnt markigen Worten in die Chinadebatte eingebracht. „Nehmen wir an, die Chinesen überfallen Taiwan: Dann müssen wir uns entscheiden, auf welcher Seite wir stehen wollen. Mir fällt die Entscheidung leicht“, sagte die Vorstandsvorsitzende des Familienunternehmens aus Ditzingen, einem Vorort von Stuttgart. Man wisse „als aufrechter, deutscher, demokratischer Staatsbürger“, dass man an der Seite der USA stehe. „Für uns als Westen muss eine Attacke auf Taiwan die rote Linie sein.“
Leibinger-Kammüller ist CDU-Mitglied, gilt als politisch gut vernetzt und hatte einen engen Draht zu Angela Merkel. Das Unternehmen mit gut 16.000 Mitarbeitern stellt Werkzeugmaschinen und Lasertechnik her und ist Zulieferer für Maschinen der Chipindustrie. China ist für Trumpf der viertwichtigste Markt.
Deutsche Unternehmen sprechen meistens sehr zurückhaltend über China, auch um die Machthaber in Peking nicht zu vergraulen. Leibinger-Kammüller äußerte sich aber auch in der Vergangenheit schon vergleichsweise offen. „Wir haben uns zu sehr in die Hände Chinas begeben“, sagte sie am Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens. Man müsse die Abhängigkeiten reduzieren.
Gleichzeitig warnte sie vor den Auswirkungen, sollte der chinesische Markt wegfallen: „Das hätte auf den teuren Sozialstaat, den wir uns leisten, großen Einfluss.“ Auch dank China könnten hierzulande „hohe Löhne“ gezahlt werden. „Ich weiß nicht, wie gut das unsere Produktionsmitarbeiter finden, wenn wir auf China verzichten und 200 von denen wegschicken müssten.“ Nur wenige Länder auf der Welt, sie nannte den Wert von 6 Prozent, seien „astreine Demokratien“. Man könne nicht nur mit denen handeln. „Damit ist der Lebensstandard nicht zu halten.“
Lob für die Chinareise des Kanzlers
Die Unternehmerin lobte die Einigung zum Terminal am Hamburger Hafen und die geplante Chinareise von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD): „Ich halte das für richtig.“ Man müsse im Gespräch bleiben, das habe auch Merkel so gehandhabt. Sie selbst wolle indes nicht mitfliegen. Sie habe „hier genug zu tun“, für mittelständische Unternehmen seien solche Reisen weniger wichtig als für Großkonzerne. „Da gibt es für uns keine Vertragsabschlüsse. Das nützt uns nicht so viel“, sagte sie.
Wie Trumpf konkret im Falle eines Angriffs auf Taiwan reagieren würde, wollte sie nicht sagen. Es sei zu früh, das zu sagen, antwortete sie auf die Frage, ob Trumpf das Geschäft einstellen oder abspalten würde. Wenn China wegfalle, müsse man eben Ersatzmärkte finden.
Das Unternehmen ist verstärkt in den Fokus der Weltpolitik geraten. Es liefert Speziallaser für eine Maschine des niederländischen Konzerns ASML , deren Verkauf nach China die USA seit Jahren unterbinden. Die Maschine ist notwendig, um die modernsten Computerchips der Welt herzustellen.
Der Anteil Chinas am Gesamtumsatz von Trumpf ist im Geschäftsjahr von Juli 2021 bis Juni 2022 gesunken. Das sei aber Zufall, sagte Leibinger-Kammüller. Die Abhängigkeit von Trumpf finde sich eher in der Lieferkette als im Geschäft in China. Der Umsatz in der Volksrepublik legte um knapp 10 Prozent auf 575 Millionen Euro zu, insgesamt verzeichnete der Laserspezialist einen Zuwachs von mehr als einem Fünftel auf 4,2 Milliarden Euro und übertraf damit erstmals die Marke von 4 Milliarden Euro. Einige Prozentpunkte seien Inflationseffekte, sagte Finanzvorstand Lars Grünert. Maßgeblicher Treiber dieses Wachstums ist die Zusammenarbeit mit ASML. Der Umsatz dieses Geschäftsbereiches legte um mehr als vier Fünftel auf 795 Millionen Euro zu. Die beiden anderen wesentlichen Geschäftsbereiche wuchsen um 12 und 22 Prozent.
Das Ergebnis des Unternehmens vor Zinsen und Steuern stieg um knapp 100 Millionen auf 468 Millionen Euro. Die Rendite betrug 11,1 nach 10,5 Prozent im Vorjahr. Die Mitarbeiterzahl legte um knapp 2000 auf 16 554 zu, in Deutschland um 815 auf 8417.