Widerstand von Bund und Land : Thyssen-Krupp verzichtet auf Staatshilfen
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Das Firmenlogo von Thyssen-Krupp steht an einer Einfahrt in Dortmund. Bild: dpa
Die Hoffnung von IG Metall und Betriebsrat, mit Staatshilfe einen weiteren Stellenabbau unter den rund 27.000 Stahlkochern verhindern zu können, hat sich endgültig zerschlagen.
Thyssen-Krupp will seine Stahlsparte ohne Hilfe des Staates sanieren. Eine staatliche Beteiligung sei vom Tisch, sagte Finanzvorstand Klaus Keysberg der „Rheinischen Post“. Ziel sei es, aus eigener Kraft zukunftsfähig zu werden. Dafür wird der Sparkurs weiter verschärft werden müssen.
Die Hoffnung von IG Metall und Betriebsrat, mit Staatshilfe einen weiteren Stellenabbau unter den rund 27.000 Stahlkochern verhindern zu können, hat sich endgültig zerschlagen. Die Streichung von 3000 Stellen ist beschlossene Sache, aber das wird nicht reichen. Die Kapazitäten sind zu hoch, die Kosten aus dem Ruder gelaufen. Fast eine Milliarde Euro Verlust hatte Thyssen im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr im Stahlgeschäft erlitten, die Aussichten bleiben düster. Die Verhandlungen über tiefere Einschnitte sollen schnell beginnen. Eine entscheidende Frage wird sein, ob es zu betriebsbedingten Kündigungen kommt. Die waren bisher ein Tabu, inzwischen hält sich der Vorstand auch diesen harten Weg offen.
Ebenso bleibt ein Verkauf weiter denkbar. Für den britischen Konkurrenten Liberty Steel, der ein bisher unverbindliches Übernahmeangebot gemacht hat, sind die Bücher geöffnet worden. Bis zum Frühjahr soll eine Entscheidung fallen, ob Thyssen-Krupp den Stahl ganz abgibt, in eine Allianz einbringt oder ihn allein wieder auf Vordermann bringt.
Hilfen hoch verzinst
Es war nicht nur der hinhaltende Widerstand von Bund und Land, der den Konzernvorstand dazu bewogen hat, auf Hilfen aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) zu verzichten. Denn Thyssen-Krupp käme die Unterstützung ziemlich teuer zu stehen. WSF-Hilfen werden vergleichsweise hoch verzinst, eine stille Beteiligung muss üblicherweise nach sechs oder sieben Jahren wieder ausgezahlt werden.
Das wäre von der defizitären Stahlsparte ohne eine Querfinanzierung aus dem übrigen Konzern kaum finanzierbar. An Liquidität mangelt es allerdings aktuell nicht. Nach dem Verkauf der Aufzugssparte ist der Konzern finanziell wieder beweglicher geworden.