https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/tesvolt-baut-eine-zweite-giga-batterie-fabrik-in-deutschland-18677865.html

Start-up : Tesvolt baut eine weitere Giga-Batterie-Fabrik in Deutschland

Die Gründer: Daniel Hannemann und Simon Schandert, Bild: Tesvolt

Tesvolt baut Batterien im XXL-Format. Am Stammsitz Wittenberg werden jetzt 60 Millionen Euro in die Erweiterung der Produktion investiert – und nicht nur in die.

          2 Min.

          Das deutsche Start-up Tesvolt baut an seinem Stammsitz in der Lutherstadt Wittenberg eine weitere große Batteriefabrik. Darüber hinaus richten die Gründer des Unternehmens am Heimat-Standort ein eigenes Forschungs- und Entwicklungszentrum ein, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Auch werde die dort schon bestehende Produktionsanlage auf den neusten Stand der Technik gebracht. Alles in allem kosten diese Maßnahmen den Angaben nach 60 Millionen Euro. Davon könnten 12 Millionen Euro von der Investitionsbank Sachsen-Anhalt kommen. So sollen insgesamt mehr als 400 neue Arbeitsplätze entstehen. Im kommenden Jahr werde die neue Fabrik stehen, hieß es vom Unternehmen weiter.

          Stephan Finsterbusch
          Redakteur in der Wirtschaft.

          Mit der geplanten jährlichen Produktionskapazität von rund 4 Gigawattstunden werde das Werk eine der größten Anlagen für gewerbliche stationäre Batteriespeichersysteme in Europa sein. Tesvolt baut Batterien im XXL-Format. Sie laufen unter anderem in großen und kleinen Industrieanlagen oder auch in Schiffen.

          Tesvolt-Batterien in der Qualitätskontrolle
          Tesvolt-Batterien in der Qualitätskontrolle : Bild: dpa

          Die Akkus sind wasserdicht, hitzefest und frostbeständig; sie lassen sich auf hoher See genauso einsetzen wie auf dem Land, in der australischen Wüste wie auch im brasilianischen Urwald oder dem grönländischen Packeis. Sie können größer als ein Kühlschrank sein, wiegen oft mehrere Zentner und stecken voller ausgeklügelter Technik: Software, Hardware und Algorithmen. So sind die Batterien nicht nur robust, sondern auch smart. Kein Wunder: In ihrer Mitte sitzt ein patentierter kleiner Computer, der als zentrale Steuereinheit das Innenleben eines jeden Akkus überwacht.

          „Bis zu 80.000 Speichersysteme pro Jahr“

          Daniel Hannemann, Co-Gründer und Vorstandschef des Unternehmens, sagte: „Unsere neue Gigafactory soll künftig bis zu 80.000 Speichersysteme pro Jahr herstellen – das entspricht einer Verzehnfachung der heutigen Produktionsleistung.“ Diese Steigerung werde das Start-up weiter nach vorn bringen und ein Beitrag zur europäischen Energiewende sein.

          Der Automatisierungstechniker Matthias Kaatz an einem Tesvolt-Batteriespeicher mit einer Kapazität von 76,8 Kilowattstunden.
          Der Automatisierungstechniker Matthias Kaatz an einem Tesvolt-Batteriespeicher mit einer Kapazität von 76,8 Kilowattstunden. : Bild: ZB

          Reiner Haseloff, Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, erklärte: Mit der neuen Fabrik „erweitert und festigt das Unternehmen seine im Jahr 2014 in der Lutherstadt Wittenberg begonnenen Aktivitäten.“ Erfreulich sei, dass neben dem Ausbau der Produktionskapazitäten auch in die unternehmenseigene Forschung und Entwicklung investiert werde. „Das ist ein wichtiger Schritt für eine solide und regionale Wertschöpfung von der Idee bis zum fertigen Produkt. Tesvolt leistet so einen Beitrag für das Gelingen eines nachhaltigen Energieumbaus.“

          In der neuen Gigafabrik werden Batteriespeicher auf der Fläche eines Fußballplatzes hergestellt. Ein vollautomatisiertes Hochregallager werde die Lagerkapazität vervierfachen, während eine neue Fertigungslinie mit Robotern eine skalierbare Produktion von Batteriemodulen sicherstelle, heißt es bei Tesvolt. Kleinwindkraftanlagen an den Gebäuden und Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern garantieren eine komplett CO2-neutrale Fertigung. Die Wärmeversorgung wird über Luftwärmepumpen und Wärmerückgewinnung sichergestellt. Überschüssiger Strom wird in den werkseigenen Tesvolt-Batteriespeichern gesammelt.

          Alles in allem hat das Start-up in der Welt mehr als 3000 Projekte am Laufen. Hoch- und Niedervolt, On- und Off-Grid, Blockheizkraft in Kombination mit Sonne, Wind und Wasser. Im vergangenen Jahr lief die Fertigung der Batteriesysteme auf Hochtouren, um alle Aufträge abzuarbeiten. An den Anlagen in der Fabrik arbeiten bislang rund hundert Beschäftigte. 2014 gegründet, hatte Tesvolt 2015 den ersten eigenen Speicher installiert; seit 2016 steigert das Start-up eigenen Angaben zufolge den Umsatz um jährlich durchschnittlich 50 Prozent; 2019 eröffnete es seine Gigafactory T1; im vergangenen Jahr gewann es den prestigeträchtigen Innovationswettbewerb „Top 100“ zum zweiten Mal. Nun gehen die Wittenberger den nächsten großen Schritt.

          Weitere Themen

          Tauziehen um die „Lex Amazon“

          Postgesetz : Tauziehen um die „Lex Amazon“

          „Amazon belebt den Wettbewerb“: Der Onlinehändler drängt in den Paketmarkt. Doch das neue Postgesetz könnte das Geschäft bremsen.

          Topmeldungen

          Jane Fonda (links) applaudiert der Regisseurin Justine Triet, die die Goldene Palme in Cannes erhielt.

          Filmfestival Cannes : Justine Triet gewinnt die Goldene Palme

          Das Filmfestival in Cannes hat zum dritten Mal in seiner Geschichte eine Regisseurin mit der Goldenen Palme ausgezeichnet – Justine Triet erhielt den Hauptpreis der Jury für den Thriller „Anatomy of a Fall“.
          Russlands Präsident Putin mit Aserbaidschans Präsident Alijew (links) und Armeniens Ministerpräsident Paschinjan (rechts) am 25. Mai in Moskau

          Südkaukasuskonflikt : Armenien am Scheideweg

          Unter Druck ist Armenien zu Zugeständnissen gegenüber Aserbaidschan im Konflikt um Nagornyj Karabach bereit. Verhandelt wird an verschiedenen Schauplätzen und mit verschiedenen Vermittlern in Ost und West.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.