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Tesla : Elon Musk verspricht Batterierevolution

Tesla-Chef Elon Musk Bild: AP

Der Tesla-Chef kündigt auf einem „Battery Day“ dramatische Kostensenkungen an. Das soll ihm helfen, seine Autos für 25.000 Dollar zu verkaufen und mit Verbrennern konkurrenzfähig zu machen.

          2 Min.

          Elon Musk ist für große Ankündigungen bekannt. Entsprechend hoch waren die Erwartungen vor dem „Battery Day“, den der von ihm geführte Elektroautohersteller Tesla am Dienstag in seinem Werk im kalifornischen Fremont veranstaltete. Musk hat selbst vor einiger Zeit gesagt, dies werde „einer der aufregendsten Tage in Teslas Geschichte“ werden. Als er auf die Bühne kam, stellte er seinem Publikum in Aussicht, es werde „wirklich Revolutionäres“ zu hören bekommen.

          Roland Lindner
          Wirtschaftskorrespondent in New York.

          In der Tat rief er kühne Ziele aus. Er versprach, Tesla werde die Kosten seiner Batterien um mehr als die Hälfte senken. Das wäre ein gewaltiger Fortschritt. Batterien sind heute der maßgebliche Kostenfaktor in Elektroautos. Weil sie so teuer sind, kosten Elektroautos in der Regel deutlich mehr als Fahrzeuge mit gewöhnlichen Verbrennungsmotoren. Musk sieht Batteriekosten als die maßgebliche Hürde dafür, um Elektroautos in der breiten Masse zu etablieren. Tesla liegt nach Einschätzung von Analysten bislang mit seinen Batterien bei Kosten von 150 Dollar je Kilowattstunde. Eine Reduzierung um 56 Prozent, wie Musk sie nun verspricht, würde das Unternehmen auf deutlich unter 100 Dollar bringen. Und das gilt in der Branche als die Schwelle, die Elektroautos bei den Kosten konkurrenzfähig mit Verbrennern macht.

          Reichweitensteigerung um 54 Prozent

          Die Kostensenkungen will Tesla auf mehreren Wegen erreichen. Musk sprach über Neuerungen im Design und bei den Materialien der Batterien, sogar die ganze Architektur der Fahrzeuge soll verändert werden. Darüber hinaus soll es Anpassungen im Produktionsprozess geben. All das soll sich neben den Kosten auch positiv auf die Reichweite von Tesla-Fahrzeugen auswirken. Nach Angaben von Musk soll sie um 54 Prozent steigen.

          Die ersten Einsparungen nach dem jetzt verkündeten Plan sollen innerhalb von 12 bis 18 Monaten realisiert werden. In drei Jahren will Tesla die Zielmarke von 56 Prozent erreicht haben. Dann wolle Tesla in der Lage sein, ein Auto für 25.000 Dollar zu verkaufen. Derzeit kostet die Einstiegsversion des „Model 3“, dem billigsten Auto aus Teslas Produktpalette, in Amerika knapp 38.000 Dollar. In Deutschland sind es 42.900 Euro. Musk sagte außerdem, auf lange Sicht wolle Tesla zwanzig Millionen Autos im Jahr verkaufen. Davon ist das Unternehmen heute noch weit  entfernt, im laufenden Jahr dürfte es um die 500.000 Fahrzeuge ausliefern.

          Ambitionierte Prognosen

          Musk hat schon sehr oft ambitionierte Prognosen gemacht, die er dann nicht eingehalten hat. Mehrere von Teslas Modellen kamen mit erheblicher Verzögerung heraus. Im vergangenen Jahr hat er vorausgesagt, Tesla werde bis Ende 2020 eine Flotte von einer Million selbstfahrenden Taxis auf der Straße haben, was aus heutiger Sicht kaum zu schaffen sein dürfte.

          Seine Batterien will Tesla künftig auch im deutschen Werk in Grünheide fertigen, das im nächsten Jahr in Betrieb gehen soll. Musk sagte am Dienstag, Tesla mache beim Bau der Produktionsstätte „rapide Fortschritte“.

          Der „Battery Day“ fand im Anschluss an die jährliche Aktionärsversammlung statt. Wegen der Corona-Krise war der Rahmen ungewöhnlich. Es gab ein Publikum, aber die Besucher saßen alle in Tesla-Fahrzeugen, die ähnlich wie einem Autokino vor der Bühne standen. Als Zeichen des Beifalls wurde oft gehupt, als Musk etwas sagte.

          Tesla zählt in diesem Jahr zu den größten Gewinnern an der Börse. Der Aktienkurs hat sich mehr als verfünffacht, kürzlich wurde ein Aktiensplit angekündigt. Das Unternehmen hat jetzt eine Marktkapitalisierung von fast 400 Milliarden Dollar und ist mit Abstand der am höchsten bewertete Autohersteller der Welt, obwohl seine verkauften Stückzahlen bislang weit unter denjenigen von vielen Wettbewerbern liegen. Die gute Entwicklung an der Börse hat nicht zuletzt damit zu tun, dass sich die Finanzlage von Tesla stabilisiert hat. Nach verlustreichen Jahren hat das Unternehmen jetzt vier Quartale in Folge Nettogewinne ausgewiesen. Zur Profitabilität haben allerdings in erheblichem Umfang Emissionspunkte beigetragen, die Tesla von Regierungen für die Produktion von Elektroautos bekommt und weiterverkaufen kann.

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