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Start-up Taynie : Periodenunterwäsche spart Geld

  • -Aktualisiert am

Mit Membran und Vier-Lagen-Technik: Periodenslips von Taynie Bild: Taynie

Menstruationsslips zu verwenden, ist umweltfreundlich. Die Nachfrage nach dieser Art der Monatshygiene wächst.

          3 Min.

          Rund 15.000 Tampons oder Binden benutzen menstruierende Personen im Laufe ihres Lebens. Das kostet Geld und verursacht Müll; außerdem sind viele Tampons und Binden chemisch behandelt. Das Unternehmen Taynie aus Wesseling bei Köln bietet Mens­truationsunterwäsche als nachhaltige Alternative an. Durch mehrere Schichten Stoff wird Flüssigkeit ins Innere der Slips geleitet und dort sicher eingeschlossen. Die Slips haben eine Saugstärke von bis zu sechs Tampons (60 Milliliter).

          Gründerin Monika Müller war 2014 auf der Suche nach einer Alternative zu Binden und Tampons, als sie auf Mens­truationsunterwäsche stieß. Sie entdeckte das 2013 gegründete Unternehmen Thinx Inc. aus den USA. Allerdings seien die Produkte teuer und mit schädlichen Bioziden versetzt gewesen. Wäsche aus Deutschland habe es noch nicht gegeben. 2015 nähte sie mit einer befreundeten Schneiderin die erste Taynie unter dem Namen „Saubertage“. 2017 ließ das Unternehmen die erste große Kollektion schneidern und verkaufte sie über Ebay und den regionalen Einzelhandel. 2019 konnte Taynie einen Onlineshop einrichten.

          Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen in Europa die größte Auswahl an Periodenslips. „Seit unserer Gründung konnten wir unsere Umsätze pro aufeinanderfolgendem Quartal verdoppeln“, berichtet Geschäftsführer René Müller, der Mann von Monika Müller. Für das Jahr 2020 haben sie einen Umsatz im deutlich siebenstelligen Bereich erwartet. Es spreche einiges dafür, dass Taynie der erfolgreichste Anbieter in Deutschland sei, sagt Müller. Es gebe dazu noch keine Zahlen.

          Auch für Menschen mit Inkontinenz

          Die Slips kosten zwischen 20 und 40 Euro, abhängig von der Saugstärke und der damit verbundenen materialintensiveren Herstellung. Bei guter Pflege sollen sie zwei bis drei Jahre halten. Taynie verzichte auf Zusätze wie Silber und Zink-Pyrithion, die andere Anbieter wegen ihrer antibakteriellen Wirkung einsetzten. „Dank unseres Know-hows erfüllen unsere Periodenslips höchste hygienische Ansprüche auch ohne den Zusatz solcher chemischer Zusatzstoffe“, sagt René Müller.

          Mit einer Mem­bran- und Vier-Lagen-Technik sollen Gerüche und Flüssigkeiten sicher eingeschlossen werden. Die Taynies können außerdem bei 60 Grad gewaschen werden. Sie seien zu 100 Prozent vegan, da sie aus Bio-Baumwolle und nicht aus Merinowolle bestünden. Neben Mens­truierenden gehören auch Personen mit Inkontinenz zu den Kunden.

          Neue Kunden gewinnt Taynie über Werbung, Testberichte in Suchmaschinen und die sozialen Medien. Eine dieser Testpersonen ist Vanessa Gödecke. Sie stellte 2019 die Menstruationsunterwäsche von Taynie auf ihrem Youtube-Kanal „Naverya“ vor. Sie sei immer auf der Suche nach nachhaltigen Alternativen für alltägliche Dinge und benutze seit einem Jahr Menstruationsunterwäsche, sagt Gödecke. Die Müllvermeidung ist für sie das wichtigste Argument, aber auch die Geldersparnis durch den einmaligen Kauf.

          Von Personen mit einer sehr starken Blutung habe sie allerdings gehört, dass sie die Slips recht oft wechseln müssten. Für diese seien Tampons oder Menstruationstassen vielleicht doch besser geeignet, „einfach weil die noch mehr Blut auffangen und da nichts daneben gehen kann“, erklärt Gödecke. Da der Wechsel der Menstruationsunterwäsche mit dem Ausziehen des kompletten Slips verbunden sei, greife sie auf Bio-Binden oder Stoffbinden zurück, wenn sie über Nacht unterwegs sei.

          Taynie arbeitet außerdem mit sozialen Einrichtungen und Schulen zusammen und unterstützt die Aufklärung von Jugendlichen zum Thema Monatshygiene. René Müller hofft, dass Taynie in fünf Jahren zu den führenden Marken für Menstruationsunterwäsche auf der Welt gehört. Auf dem Markt für Periodenunterwäsche ist man freilich längst nicht mehr das einzige deutsche Unternehmen.

          Die Balvea e.K. aus Karlsruhe bietet die Marke Femtis an. Die 2018 gegründete Ooshi GmbH (2020 umbenannt in Ooia) aus Berlin hat nach eigenen Angaben bis Ende vergangenen Jahres 200 000 Produkte verkauft. Und die Kora Mikino – sustainable femcare UG aus Berlin unterstützt mit ihrer Initiative „The Period Pledge“ den Kampf gegen „Period Poverty“ (Menstruations-Armut). Sie stellt Non-Profit Organisationen ihr Schnittmuster zur Verfügung, damit jede menstruierende Person auf der Welt Zugang zu Menstruationsprodukten hat.

          Der Artikel stammt aus dem Schülerprojekt „Jugend und Wirtschaft“, das die F.A.Z. gemeinsam mit dem Bundesverband deutscher Banken veranstaltet.

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