Tarifeinigung nach siebzehnstündiger Verhandlung : Tageszeitungsredakteure erhalten mehr Geld
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Streikende Journalisten in Stuttgart Bild: dpa
Zeitungsverleger und Gewerkschaften haben sich nach einer Marathonsitzung auf neue Tarife für die Tageszeitungsredakteure geeinigt. Altersvorsorge und Einstiegsgehälter bleiben unangetastet. Die Gehälter steigen im Mai 2012 um 1,5 Prozent.
Eine erbittert geführte Tarifauseinandersetzung um die Bezahlung von Journalisten an Tageszeitungen ist am Donnerstag in Hamburg zu Ende gegangen. Die Gehälter der rund 14 000 Redakteure steigen vom 1. Mai 2012 an um 1,5 Prozent, im Oktober 2011 und im Februar 2013 gibt es zudem Einmalzahlungen von jeweils 200 Euro. Das vereinbarte der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) mit den Gewerkschaften DJV und Verdi. Der Gehaltstarif gilt bis 31. Juli 2013.
In dem monatelangen Tarifkonflikt wurden in den vergangenen Wochen etliche Verlage bestreikt, so dass Zeitungen wiederholt mit weniger Seiten erscheinen mussten.
Kein gesondertes Vertragswerk für Berufseinsteiger
Einer der wesentlichen Verhandlungspunkte, ein neues Tarifwerk für Berufseinsteiger, wurde am Ende ausgeklammert. „Die heftig umstrittenen Verschlechterungen für Berufseinsteiger sind vom Tisch, die von den Verlegern beabsichtigte Abwertung des Journalistenberufs ist damit verhindert worden“, sagte der stellvertretende Verdi-Vorsitzende Frank Werneke. Dagegen sieht der BDZV weiter die Notwendigkeit, ein Tarifwerk für Berufsneulinge zu schaffen. „Es war unsere Absicht, gleichzeitig eine ergänzende Plattform für Berufseinsteiger mit maßvoll abgesenkten Tarifen abzuschließen, in die dann auch die Onlineredakteure integriert werden sollten“, sagte BDZV-Verhandlungsführer Werner Hundhausen.
Nach den Vorstellungen der Verleger sollten Volontäre im ersten Jahr 1700 Euro und im zweiten Jahr 2000 Euro bekommen. Ab dem ersten Berufsjahr waren Gehälter von 3000 Euro, ab dem fünften Berufsjahr 3300 Euro vorgesehen, plus ein 13. Monatsgehalt, bis zu 34 Urlaubstage und eine 36,5-Stunden-Woche. Gegenwärtig werden 13,6 Monatsgehälter gezahlt, die einzelnen Gehaltsstufen liegen etwas höher.
Ferner habe der BDZV Bereitschaft zum Aufbau einer Altersversorgung für den beruflichen Nachwuchs signalisiert. Insofern sei es nicht nachvollziehbar, wenn dieses Angebot von den Gewerkschaften als Dumpingtarifvertrag diffamiert werde, ergänzte Hundhausen.
Der unveränderte Manteltarifvertrag (MTV) gilt bis zum 31. Dezember 2013. In den Jahren 2012 und 2013 können Urlaubsgeld und Jahresleistung per Betriebsvereinbarung um ein halbes Monatsgehalt gekürzt werden, wenn ein Verlag in eine wirtschaftlich so schwierige Situation gerät, dass Arbeitsplätze gefährdet sind. Wenn ein Verlag zu dieser Notmaßnahme greift, sind im Gegenzug die Arbeitsplätze der Journalisten im jeweiligen Jahr und im Folgejahr gesichert.
DJV-Verhandlungsführer Kajo Döhring bezeichnete das Tarifergebnis als „annehmbaren Kompromiss zum Erhalt des Flächentarifvertrags“. Die Honorare der freien Journalisten werden nach Gewerkschaftsangaben im Oktober 2011 sowie im August 2012 um jeweils zwei Prozent angehoben.
Die Auflagen gehen seit Jahren stetig zurück
Die Zeitungsverlage leiden seit Jahren unter rückläufigen Auflagen und Werbeerlösen. Die Gewerkschaften weisen darauf hin, dass viele Verlage immer noch relativ hohe Renditen erreichten und die Journalisten schon seit Jahren keine realen Gehaltszuwächse mehr bekommen hätten.
In den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Hessen muss eine Urabstimmung über das Ende der Streiks eingeleitet werden, sobald das Tarifergebnis im Wortlaut vorliegt. Der DJV-Gesamtvorstand als Große Tarifkommission wird auf seiner Sitzung am 19. September über das Tarifergebnis entscheiden. Die Erklärungsfrist endet am 30. September.