Gehälter : Ältere Mitarbeiter verdienen das Doppelte
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Früh vorgesorgt: Vor allem bis zum 40. Lebensjahr steigt das Einkommen von Fach- und Führungskräften in Deutschland Bild: F.A.Z.
Das Einkommen von Fach- und Führungskräften steigt mit dem Alter deutlich an. Eine Studie zeigt, wer die größten Gewinner sind.
Auf Deutschlands Unternehmen rollt in den kommenden Jahren eine gewaltige Kostenlawine zu. Der Grund dafür ist das Senioritätsprinzip in der Vergütung, wonach ältere Mitarbeiter in der Regel mehr verdienen als jüngere, auch wenn sie ähnliche Arbeiten ausführen. Dies geht aus einer aktuellen Studie der Hamburger Vergütungsberatung Compensation-Online hervor, die dieser Zeitung vorab vorliegt.
„Es ist zu erwarten, dass mit einer im Durchschnitt älteren Belegschaft auch die Personalkostenanteile in Zukunft signifikant steigen werden“, kommentiert Tim Böger, der Geschäftsführer von Compensation-Online, die Ergebnisse der Untersuchung, für die fast 230.000 anonymisierte Gehaltsdatensätze von Fach- und Führungskräften in Deutschland ausgewertet wurden. Knapp 91.000 davon stammten von Frauen. Die Vergütungen setzen sich zusammen aus dem Jahresgrundgehalt, dem Überstundeneinkommen und Bonuszahlungen.
Den deutlichsten Anstieg verzeichnet das Gehalt zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr. Während die Berufseinsteiger im Durchschnitt knapp 27.900 Euro im Jahr verdienen, hat es sich mit 40 Jahren fast verdoppelt auf rund 55.000 Euro. Anschließend steigt die Vergütung moderat und mit kleinen Schwankungen weiter auf mehr als 60.000 bei den 60-Jährigen. Danach sinkt die Vergütung bis zum Rentenalter erheblich um fast 13 Prozent, was mit einer Neigung, die Arbeitszeit (und damit auch die Vergütung) zu reduzieren, in dieser Gruppe zusammenhängen könnte. Der Durchschnittsverdienst von Fach- und Führungskräften in Deutschland lag über alle Altersklassen hinweg bei gut 49.000 Euro im Jahr.
Ein deutlicher Unterschied besteht zwischen Führungskräften und Fachkräften sowohl in der Höhe der Vergütung als auch in der Entwicklung. Führungskräfte steigen im Durchschnitt mit rund 70.000 Euro ein und arbeiten sich im Laufe ihrer Karriere relativ kontinuierlich bis auf mehr als 120.000 Euro im Jahr hoch. Fachkräfte können ihr Jahreseinkommen zwar bis zum 40. Lebensjahr um satte 77 Prozent steigern. Danach stagniert die Vergütung jedoch zunächst und sinkt später sogar noch. Mit weniger als 50.000 Euro im Jahr liegen die Fachkräfte insgesamt weit hinter den Führungskräften zurück.
Akademiker überholen Facharbeiter mit Ausbildung mit 30
Auch mit Blick auf die Geschlechter spielt das Alter eine Rolle. Bei Führungskräften verdienen Männer zu Beginn der Karriere rund 13.000 Euro mehr als Frauen, am Ende sind es 40.000 Euro im Jahr. Bei Fachkräften steigt die Lücke von 4500 Euro auf 19.000 Euro. Die Studienautoren führen dies unter anderem darauf zurück, dass Frauen vor allem in schlechter bezahlten Branchen arbeiten. Während Männer in den industriellen Hochlohnbranchen dominieren, sind Frauen häufig in Dienstleistungsbranchen tätig wie Einzelhandel, Touristik, Call-Center sowie Hotel und Gaststätten. Sowohl für Fach- als auch für Führungskräfte sind die Dienstleistungsbranchen diejenigen mit den geringsten durchschnittlichen Vergütungen. Auch die Unternehmensgröße spielt eine große Rolle bei der Bezahlung. Je größer ein Arbeitgeber ist, desto höher fällt das Gehalt in allen Altersklassen durchschnittlich aus.
Nach wie vor zahlt sich auch ein akademischer Abschluss aus. Allerdings zeigen sich erhebliche Unterschiede zwischen einzelnen Studiengängen. Während es Ingenieure und Wirtschaftswissenschaftler im Laufe ihrer Karriere auf rund 140.000 Euro im Jahr bringen, ist für Geisteswissenschaftler schon bei rund 100.000 Euro der Höhepunkt erreicht. Bei den Fachlaufbahnen sind die Unterschiede auf niedrigerem Niveau ähnlich.
Interessant ist der Blick auf das Lebenseinkommen. Obwohl Akademiker deutlich später ins Berufsleben einsteigen, überholen sie die Facharbeiter mit einer Ausbildung schon im Alter von 30 Jahren. Bis zum Alter von 60 Jahren steigt diese kumulierte Differenz auf rund eine Million Euro. Während der Akademiker rund 2,5 Millionen Euro zusammen verdient hat, kommt der Facharbeiter nur auf 1,5 Millionen Euro.
Zwei Ausnahmen weist die Untersuchung allerdings aus. Sowohl in der Informationstechnologie als auch in den technischen Berufen ist die Kluft zwischen Facharbeitern und Akademikern mit jeweils weniger als 500.000 Euro deutlich geringer. Die Autoren erklären diesen Effekt damit, dass in diesen Berufen praktische Erfahrung eine große Rolle spielt.