Streit um Media-Saturn : Alle sind blöd
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Media-Saturn und der Mutterkonzern Metro schädigen sich durch skurrilen internen Zwist Bild: dapd
Der Streit um Media-Saturn könnte einen Keil zwischen die Metro-Aktionäre und den Metro-Vorstand treiben. Media-Saturn-Mitbegründer Erich Kellerhals würde das freuen. So oder so ist klar: Es kann nicht weitergehen wie bisher.
Hässliche Insekten gibt’s hier“, sagt die Bikinischönheit, greift zur Fliegenklatsche und holt eine heransirrende Paketdrohne aus der Luft: Media Markt gibt sich in seinen neuesten Werbespots Beachparty-brasilianisch und angriffslustig. Denn sportliche Großereignisse wie die Fußball-Weltmeisterschaft haben für das Geschäft mit Unterhaltungselektronik einen Effekt wie Weihnachten und Ostern zugleich. Und das kleine Flugobjekt ist natürlich eine Anspielung auf die Technik-Ankündigungen des amerikanischen Online-Händlers Amazon. Der Gag ist vielleicht ganz nett. Tatsächlich aber hängt Amazon mit seinem hohen Tempo Deutschlands andere Online-Händler immer stärker ab und nimmt damit zugleich dem stationären Handel Marktanteile weg.
Auch Europas führende Elektrofachmarktkette Media-Saturn ist davon hart getroffen, zumal vor Jahren der rechtzeitige Einstieg in die neue Online-Welt verpasst wurde. Nach einem schwachen ersten Halbjahr musste der Vorstandsvorsitzende der Muttergesellschaft Metro, Olaf Koch, jüngst die ursprünglich zuversichtlichen Ergebnisprognosen für das Geschäftsjahr 2013/14 (zu Ende September) zurücknehmen. Und als die Media-Saturn-Geschäftsführung eine tiefgreifende Restrukturierung mit Stellenstreichungen in der Ingolstädter Zentrale und die Fokussierung auf das sogenannte Multichannel-Geschäft (die Kombination von Online- und Filialhandel) bekanntgab, sprach der inzwischen entnervt abgetretene Unternehmenschef Horst Norberg von „dem größten Wandel unseres Unternehmens seit der Gründung“. Doch auch das war eine Ankündigung, die eher defensiv als offensiv zu verstehen ist.
Seit mehr als drei Jahren wird der Streit nun ausgetragen
Aber wie soll ein Unternehmen den nötigen Wandel schaffen, wenn sich die Gesellschafter nicht grün sind, die Situation völlig verfahren ist und mitten im Umbau auch noch die Führung gewechselt werden muss? Wenn durch den öffentlichen Schlagabtausch zwischen Metro und dem Media-Markt-Gründer Erich Kellerhals Wert vernichtet und nicht Wert geschaffen wird? Seit mehr als drei Jahren wird der Streit nun ausgetragen, vornehmlich über die Gerichte und über die Medien. Beide Seiten gießen immer wieder Öl ins Feuer. Teil der jüngsten Eskalationsrunde war eine skurrile Stellenausschreibung auf der privaten Homepage von Kellerhals: Gesucht wurde ein Nachfolger für Norberg – wohlgemerkt als dieser noch im Amt war. Am kommenden Dienstag treffen sich die streitenden Parteien zu diesem Vorgang vor Gericht. Es geht um einen Antrag auf eine einstweilige Verfügung. Denn die Stellenausschreibung soll von der Homepage wieder verschwinden.
Zuletzt sprach Koch davon, weitere Störfeuer durch den Salzburger Milliardär in Fragen der Neuausrichtung mit allen Mitteln verhindern zu wollen. Kellerhals, der sich seinerseits von Koch ehrverletzend angegriffen fühlt, konterte mit einer neuerlichen Desavouierung des Metro-Managements. Unter anderem wirft er Koch vor, Media-Saturn nur zu verwalten und nicht unternehmerisch zu führen. Das Pingpongspiel der gegenseitigen Vorhaltungen geht weiter, zum wirtschaftlichen Nutzen der beteiligten Anwälte.
Konflikt lastet auf Perspektiven des gesamten Metro-Konzerns
Die Duisburger Haniel-Gruppe, mit rund 30 Prozent Hauptaktionär der Metro, hält sich zumindest offiziell aus dem vertrackten Fall heraus und will das Ganze auch nicht mehr kommentieren. Dass der Vorstandsvorsitzende Stefan Gemkow den Streit gern aus der Welt hätte und endlich einen Lösungsweg aufgezeigt haben will, ist aber klar. Schließlich lastet der Konflikt auf den Geschäftsperspektiven des gesamten Metro-Konzerns und damit auch auf dem Aktienkurs des wichtigsten Haniel-Vermögenswerts. Kurz: Auch die Haniel-Gruppe und ihr breiter Gesellschafterkreis sind stark darauf angewiesen, dass der Konflikt rund um Media-Saturn-Metro und Kellerhals beigelegt wird. Das könnte ein Ansatzpunkt für Kellerhals sein: Allen Beteiligten ist klar, dass es so nicht weitergehen kann. Und offenbar hat man bei der Metro in Düsseldorf und bei Haniel in Duisburg das Durchhaltevermögen von Kellerhals unterschätzt. Der arbeitet deshalb schon seit Monaten an Plänen, die die Metro-Aktionäre dazu verführen könnten, sich eine Alternative zur Strategie der verbrannten Erde zu überlegen, die Koch seit seinem Amtsantritt verfolgt.