Globale Bilanz für 2021 : Ein Rekordjahr für die Musikindustrie
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Schon 2020 die Nummer eins in der IFPI-Rangliste: Über alle Formate hinweg waren BTS dem Verband zufolge auch 2021 die erfolgreichsten Interpreten. Bild: AFP
2021 war ein gutes Jahr für die Labels. Mit Musikaufnahmen wurden laut dem Dachverband fast 26 Milliarden Dollar umgesetzt – und ein Ende des Booms ist nicht in Sicht.
Der globale Markt für Musikaufnahmen ist 2021 deutlich gewachsen. Wie der Dachverband der Labelseite, die „International Federation of the Phonographic Industry“ (IFPI), am Dienstag in London mitteilte, standen für das vergangene Jahr ein Plus von 18,5 Prozent und damit ein Gesamtumsatz in Höhe von 25,9 Milliarden Dollar zu Buche.
Es ist das siebte Plus in Folge und der höchste Wert überhaupt (wenngleich nicht inflationsbereinigt), seit Ausweisung der Daten durch den Verband. 2020 hatte der Markt um 7,4 Prozent zugelegt. Der größte Umsatztreiber ist weiterhin das Streaming. Ein Plus von 24,3 Prozent bedeutet einen Umsatz von nunmehr 16,9 Milliarden Dollar – werbefinanzierte und Abomodelle zusammengenommen – und damit 65 Prozent des globalen Umsatzes mit Musikaufnahmen.
Rund zwei Drittel ihrer Gesamteinnahmen schütten Dienste wie Spotify, Apple, Amazon, Youtube Music und weitere Anbieter an die Rechteinhaber aufseiten der Musikindustrie aus. Der Großteil (rund 50 Prozent der Gesamteinnahmen) fällt für die Seite der Aufnahme ab. Die jeweilige Aufteilung bei der späteren Abrechnung zwischen Label oder Vertrieb und Interpret hängt wiederum von den individuellen Verträgen ab. Verlage (und über diese Songwriter) erhalten entsprechend einen deutlich kleineren Anteil. Die Einnahmen der Verlagsseite aus der Auswertung von Texten und Kompositionen sind in der IFPI-Bilanz nicht enthalten.
70 bis 80 Prozent der Streams fallen auf Katalog ab
Insgesamt erfasste der Verband, Stand Ende vergangenen Jahres, 523 Millionen zahlende Streaming-Nutzer, nach 443 Millionen im Jahr 2020 – wobei auch alle Nutzer von beispielsweise Familienabos mitgezählt werden. Der Anteil der Einnahmen aus bezahlten Streaming-Angeboten lag dem Bericht zufolge bei 12,3 Milliarden Dollar.
Zugelegt hat erstmals seit 20 Jahren auch der Umsatz mit Tonträgern (plus 16,1 Prozent auf fünf Milliarden Dollar), nachdem die Auswirkungen der Pandemie gerade im ersten Halbjahr 2020 den Handel mitunter erheblich beeinträchtigt hatten und der Verkauf auf Konzerten stark wegbrach. 49,6 Prozent des gesamten physischen Umsatzes wurden laut IFPI in Asien erzielt. Gerade auch die CD ist etwa in Japan weiterhin sehr gefragt. Zudem boomt Vinyl nach wie vor.
Downloads und andere digitale Angebote standen noch für 4,3 Prozent des Umsatzes (minus 10,7 Prozent). Die Einnahmen aus der Wahrnehmung von Aufführungsrechten stiegen um 4 Prozent auf 2,4 Milliarden Dollar, jene aus der Nutzung von Aufnahmen in Filmen, Werbung oder Videospielen um 22 Prozent auf rund 500 Millionen Dollar.
Das stetige Wachstum spiegelt sich in den Bilanzen der Musikunternehmen wider – allen voran der sogenannten Majors Universal, Sony und Warner Music mit ihren großen Labelstrukturen. Den drei Marktführern, aber auch anderen Labels mit beliebtem Repertoire, kommt ihr riesiger Katalog zugute. Rund 70 bis 80 Prozent der Streams fallen auf ältere Werke ab. Mit jedem neuen Stream wird ein, wenn auch für sich genommen kleiner Betrag fällig, anders als in der Zeit vor dem Streaming, als das Neugeschäft dominierte, da schließlich nur mit dem einmaligen Tonträger-Verkauf Geld verdient wurde.
Debatte um Verteilung der Gelder
Diese Entwicklung ist auch ein Grund für das starke Interesse von Finanzinvestoren an Musikkatalogen beziehungsweise einzelnen Paketen an Musikrechten und den damit verbundenen zukünftigen Ansprüchen auf Tantiemen. In Zeiten von niedrigen Zinsen gelten bewährte Werke Käufern vor dem Hintergrund des stabilen Wachstums als sicheres und lukratives Investment – zumal die Lizenzierung von Musik an weitere digitale Plattformen abseits der Streamingdienste wie Tiktok, Facebook, Peloton und Co die Hoffnung auf weiteres Wachstum zusätzlich schürt. Mit dieser
Entwicklung geht freilich auch eine Debatte um die Verteilung der Gelder zwischen Künstlern und ihren Partnern in der Industrie einher – nicht zuletzt etwa mit Blick auf Verträge aus der Hochzeit der CD, wo beispielsweise Vertriebskosten angesetzt wurden, die auf einem weitestgehend digitalen Markt nicht mehr anfallen.
Mit Blick auf die Regionen fiel das Wachstum in Lateinamerika (plus 31,2 Prozent) und dem Mittleren Osten/Nordafrika (plus 35 Prozent) besonders stark aus. Beide Regionen stehen noch für einen vergleichsweise geringen Teil des Gesamtumsatzes. Lateinamerika etwa steuerte 3,9 Prozent bei. Mit einen Zuwachs von 22,6 Prozent legte derweil auch der größte Musikmarkt der Welt, die USA, deutlich zu. Tatsächlich sei der Markt in jedem der rund 70 durch den Verband betrachteten Länder gewachsen, so IFPI-Chefin Frances Moore.
Für Deutschland – hinter Japan und Großbritannien der viertgrößte Markt für Musikaufnahmen, es folgen Frankreich und China auf Platz 6 – vermeldete der IFPI ein Plus in Höhe von 12,6 Prozent.
Der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) hatte Anfang März ein Plus von 10 Prozent genannt. Hintergrund sind unterschiedliche Berechnungsmethoden. So arbeitet der BVMI etwa mit dem Handelsumsatz, während der Dachverband das Einkommen der Musikindustrie heranzieht.