
Storno am Bau
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Der Materialmangel am Bau wird anhalten. Nicht nur private Bauherren und Unternehmen, auch die Politik sollte ihre Baupläne überdenken.
Das Beunruhigende hinter der Umfrage des Münchner Ifo-Instituts ist nicht die Tatsache, dass der Mangel an Baumaterial noch ein bisschen zugenommen hat. Vielmehr hat er nicht abgenommen. Überraschend viele Lieferketten sind auch ein Vierteljahr nach dem Überfall auf die Ukraine und einer seit nunmehr mehreren Jahren ungebremst hohen Baunachfrage nicht geflickt. Was nicht da ist, kann nicht geliefert werden. Bauherren müssen sich an den Gedanken gewöhnen, dass sich daran so schnell nichts ändert. Zumal am Bau nicht nur Holz und Stahl fehlen, es fehlen vor allem Fachkräfte. Die Zahl genehmigter, aber noch nicht fertiggestellter Wohnungen hat rekordhohe 850 000 erreicht. Im Vorjahr konnten keine 300 000 gebaut werden. Wenn das Angebot trotz galoppierender Preise nicht steigt, wird wohl oder übel die Nachfrage sinken müssen. Im Mai berichteten schon 13,4 Prozent der Hochbaufirmen von Stornierungen. Die steigenden Zinsen werden diesen Trend beschleunigen. Nicht nur Private müssen ihre Baupläne überdenken. Das Ziel der Ampel, 400 000 Wohnungen im Jahr zu bauen, ist in diesem Markt nicht zu schaffen.