Pflanzliche Ernährung : Wie schmeckt veganes Ei aus Ackerbohnen?
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Hier kocht der Chef: Thomas Isermann von der Greenforce Future Food AG bereitet ein veganes Rührei zu. Bild: Frank Röth
Das Münchner Start-up Greenforce setzt auf rein pflanzliche Ernährung. Dazu sucht es Investoren. Ein Börsengang ist nicht ausgeschlossen. Jetzt mischt auch Fußballer Thomas Müller mit.
Ein bisschen ungewohnt ist es schon, dass das Rührei als Pulver aus der Tüte kommt. Doch mit Wasser vermengt und mit Öl angebraten, nimmt es schnell gewohnte Formen an. Auch der anfangs leicht schwefelige Geruch aus der Tüte ist weg. Doch es muss noch den ehrlichsten aller Tests bestehen: den Kindermund. Der Dreijährige überrascht mit der Bemerkung: Lecker! Der Siebenjährige beißt beherzt zu. Und auch die Zehnjährige lässt sich schließlich zur Geschmacksprobe herab: Nicht schlecht, ein bisschen wie ein Kartoffelkloß.
Das vegane Ei der Greenforce Future Food AG aus München soll schmecken wie herkömmliches Rührei, ohne allerdings etwas mit Ei zu tun zu haben. Die deutsche Ackerbohne ist wichtigster Bestandteil, dazu noch Mais und Erbsen. „Wir haben das Ei geknackt“, verkündet Thomas Isermann stolz, Gründer des Unternehmens und Chef von derzeit 67 Mitarbeitern. Zwölf davon sind Lebensmitteltechnologen und stehen regelmäßig im Labor und forschen an Ersatzlebensmitteln für Fleisch, Eier und Milch. 300 Versuchsreihen hat es gebraucht, bis das vegane Ei nun als Pulver für 3,99 Euro (entspricht zehn Eiern) im Onlineshop des Unternehmens erhältlich ist und bald nach Ostern in flüssiger Form auch in den Kühlregalen der Supermärkte stehen wird. „Das Ei ist wahnsinnig kompliziert, wir haben lange überlegt, welche Pflanze diese gelartige Konsistenz hinbekommt“, sagt Isermann. „Dann kamen wir auf die deutsche Ackerbohne.“ Einziger Konkurrent ist bisher das amerikanische Unternehmen Just Egg, das auf die Mungbohne setzt.
Wer darüber nachdenkt, seine Ernährung umzustellen, nimmt mit dem veganen Ei 70 Prozent weniger Kalorien zu sich, 80 Prozent weniger Fett, gar kein Cholesterin, dafür mehr Proteine. Und er unterstützt nicht die oft problematischen Bedingungen vieler Legehennen sowie den hohen CO2- und Wasserverbrauch bei der Ei-Produktion.
Mehr als 100 Tonnen vegane Frischeprodukte im Monat
Schon jetzt verkauft Isermann seine Fleisch- und Fischersatzprodukte wie „Vegane Nuggets“ oder „Vegane Fischstäbchen“ an 500.000 Onlinekunden und in 10.000 Supermärkten wie Rewe, Edeka oder Lidl. Mehr als 100 Tonnen Frischeprodukte liefert er derzeit im Monat an Supermärkte aus. Die andere Hälfte des Geschäfts läuft online mit Pulvern zum Anrühren, die länger haltbar sind und keine energieintensive Kühlung nötig haben.
„Ich glaube, es ist mittlerweile den meisten Menschen klar, dass wir es unserem Planeten auf Dauer nicht zumuten können, jeden Tag Fleisch zu essen“, sagt Isermann. 1500 Liter Wasser seien nötig für 150 Gramm Rindfleisch, 26 Liter nur für sein Ersatzprodukt. Er selbst ist kein Veganer, wirbt aber für den bewussten Verzehr von Fleisch. „Früher war der Sonntagsbraten etwas Besonderes.“
Isermann hat Sport und Betriebswirtschaft studiert und sich viel mit Ernährung beschäftigt. „Ich habe ein Unternehmen saniert, das sein Geld mit Protein-Drinks für Spitzensportler verdient hat. Da lernt man, dass die Erbse alle Aminosäuren enthält, die der Körper benötigt“, sagt der 46 Jahre alte Isermann. Zu dieser Zeit lernte er Achim Budemann kennen, der schon einige Jahre an den Eigenschaften pflanzlicher Lebensmittel geforscht hatte.