Fondsgesellschaft im Wandel : So will die DWS den Greenwashing-Skandal abschütteln
- -Aktualisiert am
Stefan Hoops in der DWS-Zentrale in Frankfurt Bild: Michael Braunschädel
Die Vorwürfe der früheren Nachhaltigkeits-Chefin haben die Fondsgesellschaft der Deutschen Bank durchgeschüttelt. Der neue Chef setzt ihr nun ehrgeizige Ziele – und begeistert die Börse.
Nach dem Skandal um Greenwashing-Vorwürfe gegen die DWS schlägt der seit dem Sommer amtierende Vorstandsvorsitzende Stefan Hoops neue Töne an. Die Werbung für ökologische und sozialverträgliche Investitionen, die im Branchenjargon mit dem Akronym ESG bezeichnet werden, müsse überdacht werden, sagte der Chef am Mittwoch am Rande des Kapitalmarkttags der Fondsgesellschaft vor Journalisten. Im Nachhinein betrachtet habe es „eine ganze Zeit lang ein überschwängliches Marketing“ gegeben, das zurückgeschraubt werden sollte. Nichtsdestotrotz wolle die DWS aber „Fahnenträger für ESG in Europa bleiben“.
Es ist das erste Mal, dass die Fondsgesellschaft der Deutschen Bank in der Sache einen Hauch von Reue zeigt. Ausgelöst hatte den Skandal um Grünfärberei die kurzzeitige Nachhaltigkeitschefin des Unternehmens, Desiree Fixler, die der Fondsgesellschaft nach ihrer Entlassung vorwarf, viele Fonds als nachhaltiger dazustellen als sie wirklich seien. Das hat Ermittlungen verschiedener Aufsichtsbehörden inklusive einer Razzia in der Frankfurter Zentrale nach sich gezogen und war schließlich ein Auslöser für den Abgang des Vorstandsvorsitzenden Asoka Wöhrmann. Erst vor zwei Wochen war nun noch der vorzeitige Abgang des langjährigen Investmentchefs Stefan Kreuzkamp bekannt gegeben worden.
Greenwashing bleibt beherrschendes Thema
Die interne Untersuchung zu den Vorwürfen stünden kurz vor dem Abschluss, sagte Hoops. Er stehe weiterhin zu den Offenlegungen des Unternehmens. Er habe sich genau angeschaut, wie die DWS zu ihren früheren ESG-Angaben gekommen sei, vor allem die Angaben in den Jahresberichten 2020 und 2021, die von Fixler kritisiert worden waren. Seine Prüfung habe ihn davon überzeugt, dass die Informationen damals korrekt waren, auch wenn die DWS aufgrund der sich entwickelnden Regulierung ihre ESG-Angaben inzwischen anders handhabt.
Wie groß das Interesse der Aktionäre an dem Thema weiterhin ist, zeigt, dass rund 70 Prozent der Fragen, die Investoren vor dem Kapitalmarkttag eingereicht hatten, nach Angaben von Hoops zu diesem Thema gestellt worden seien. Er will nun unter anderem neue Strukturen schaffen, um die Mitarbeiter bei den ESG-Kriterien mehr in die Pflicht zu nehmen: Eine interne Aufsichtsstelle und direkte Berichtswege zum Vorstandschef sollen die Vermarktung der nachhaltigen Finanzprodukte stärker kontrollieren.
ETF-Geschäft soll ausgebaut werden
Auch jenseits der Grünfärberei nutzte der frühere Deutsche-Bank-Manager, der nach Wöhrmanns Abgang an die Spitze des Vermögensverwalters wechselte, den Kapitalmarkttag, um die DWS mit neuen Zielen und einer großzügigeren Dividendenpolitik für Investoren attraktiver zu machen. Ziel ist es, die DWS bis zum Jahr 2025 profitabler zu machen, indem sie sich auf die Segmente konzentriert, in denen sie erfolgreich ist. Als Beispiel nannte Hoops die Marke Xtrackers, unter der die DWS ihre passiven Produkte wie ETFs vertreibt, die vielen Investoren immer beliebter werden. Gut ein Viertel der 833 Milliarden Euro, die die DWS aktuell verwaltet, stecken in solchen passiven Fonds. Auch im Geschäft mit alternativen Anlagen wie etwa Infrastruktur will die DWS aktiver werden.
Andere Segmente will Hoops verkaufen und die regionale Präsenz verringern. Auf diese Weise soll der Gewinn je Aktie von zuletzt 3,90 Euro auf 4,50 Euro in drei Jahren steigen. Je verdientem Euro will die Fondsgesellschaft dann nur noch 59 Cent aufwenden müssen. Das soll von 2025 an eine Ausschüttungsquote von 65 Prozent ermöglichen. Für das Jahr 2024 stellte Hoops eine Sonderdividende von bis zu 1 Milliarde Euro in Aussicht.
Die Börse feiert die neuen Pläne
Das Geld für die Umbauten will er unter anderem dadurch freimachen, dass Hierarchien abgebaut werden. Auch andere neue Kosteninitiativen seien vorgesehen. Eine eigenständige IT-Plattform soll höhere Kosteneinsparungen und mehr Flexibilität bringen.
An der Börse kamen die neuen Pläne des im S-Dax gelisteten Unternehmens gut an. Der Aktienkurs legte zeitweise um 8 Prozent zu. Seit dem Aufkommen der Greenwashing-Vorwürfe im August 2021 war der Kurs von damals knapp 40 Euro auf zwischenzeitlich 24 Euro gesunken. Inzwischen notiert die Aktie bei 31 Euro. Auch Analysten zeigten sich von Hoops ersten größeren Auftritt positiv überrascht. Haley Tam von der Credit Suisse hob ihr Kursziel für die DWS von 28 auf 31 Euro an. Mandeep Jagpal von der kanadischen Bank RBC nannte die Ziele ehrgeizig, aber erreichbar. Die Umsetzung werde aber von der Entwicklung der Finanzmärkte und der Stimmung der Investoren bis 2025 abhängen.