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Speicherchiphersteller : SK Hynix fürchtet Amerikas Chipblockade gegen China

Mitarbeiter einer Chip-Fabrik von SK Hynix in Südkorea stellen die gesuchten Halbleiter her. Bild: dpa

Amerika will China vom Bezug modernster Mikrochips abschneiden. Die Drohung wirkt. Südkoreas SK Hynix schließt nicht aus, sein Chipwerk in China zu schließen.

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          SK Hynix, der zweitgrößte Hersteller von elektronischen Speicherchips, schließt den Verkauf seines Halbleiterwerks in China nicht aus, falls die jüngsten amerikanischen Handelsbeschränkungen den Betrieb zu sehr beeinträchtigen. Als Notfallplan erwäge SK Hynix, die Fabrik oder die Ausrüstung zu verkaufen oder die Ausrüstung nach Südkorea zu transferieren, sagte Noh Jong-won, der für das allgemeine Geschäft zuständige Spitzenmanager, am Mittwoch in einer Telefonkonferenz vor Journalisten und Analysten. SK Hynix hofft, dass es dazu nicht kommt. Aber das südkoreanische Unternehmen bereitet sich gedanklich auf einen möglichen Ausstieg vor.

          Patrick Welter
          Redakteur in der Wirtschaft.

          Angesichts der vielen Auflagen für die Fabrik in Wuxi könne SK Hynix „nur leiden“, sagte Noh. SK Hynix produziert in der Fabrik DRAM-Speicherbausteine für seine Kunden, die vor allem in Computern und in großen Rechenzentren benötigt werden. Es wird geschätzt, dass in dem Werk in Wuxi rund 40 Prozent der DRAM-Chips des Unternehmens hergestellt werden.

          Zuvor hatte SK Hynix berichtet, dass es seine Investitionen im kommenden Jahr mehr als halbieren will. Das Unternehmen spricht von einem radikalen Schnitt in einer Zeit, in der die Nachfrage in einem nie bekannten Ausmaß sinke. Die Ankündigung ist ein Warnsignal für die Halbleiterbranche, deren Lage während und nach der Corona-Pandemie weitgehend von einem Mangel an Mikrochips bestimmt war.

          Der Gewinn fiel im dritten Quartal des Jahres um 67 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1,1 Billionen Won (777 Millionen Euro). Der Umsatz lag mit 11 Billionen Won 7 Prozent niedriger. Operativ machte SK Hynix 60 Prozent weniger Gewinn als vor einem Jahr und verfehlte die Erwartungen von Finanzmarktanalysten deutlich.

          Hoffnung auf weitere Ausnahmegenehmigung

          Die Vereinigten Staaten hatten in diesem Monat eine Regulierung beschlossen, wonach China weitgehend von Halbleitern der neuesten Technik, vom entsprechenden Produktionswissen und von entsprechenden Produktionsanlagen abgeschnitten werden soll. SK Hynix hat, wie auch andere Mitbewerber, vorerst für ein Jahr eine Ausnahmegenehmigung erhalten, um weiter Maschinen an seine Produktionsstätte im chinesischen Wuxi liefern zu können.

          „Wir erwarten und hoffen, dass es danach eine Verlängerung um ein Jahr gibt“, sagte Noh. „Das ist angesichts der hohen großen geopolitischen Unsicherheit aber nicht sicher.“ Für SK Hynix sei es auf mittlere bis lange Sicht essentiell, die Produktionsbasis zu diversifizieren, sagte Noh. Mit diesen Überlegungen zur Produktionsverlagerung zeigt das Unternehmen an, dass die Drohungen der Vereinigten Staaten im Handelskrieg mit China schon wirken und auch enge Verbündete wie Südkorea oder auch Taiwan treffen.

          Als Reaktion auf die wirtschaftliche Abschwächung kündigte SK Hynix an, die Produktion schrittweise zu verringern, zunächst für weniger profitable Produkte. Die Investitionen, die für dieses Jahr im oberen Bereich der Spanne von 10 Billionen bis 20 Billionen Won liegen sollen, werden 2023 mehr als halbiert. Die Aktie legte an der Börse in Seoul im Verlauf um 1,7 Prozent zu – als Signal, dass die Anleger die Bemühungen zur Anpassung des Angebots gutheißen. Seit Jahresbeginn hat die Aktie rund 27 Prozent an Wert verloren.

          Auch andere große Hersteller von Speicherchips wie Kioxia oder das amerikanische Micron haben zuletzt ihre Investitions- und Produktionspläne zurückgenommen. Am Donnerstag wird Samsung Electronics, der Weltmarktführer für elektronische Speicherbausteine, sein Quartalsergebnis vorlegen. Samsung hatte schon vorab berichtet, dass der operative Gewinn um rund 32 Prozent gefallen sei.

          Als Gründe für die schlechte Geschäftsentwicklung im dritten Quartal nannte SK Hynix die weltwirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheiten sowie den Inflationsschub in wichtigen Märkten, aber auch die immer noch gut gefüllten Vorratslager der Kunden. Die Nachfrage nach Computern und Smartphones, die wichtigsten Endprodukte mit Speicherchips, ist im Zeitraum von Juli bis September deutlich gesunken. SK Hynix berichtete, dass die Preise für dynamische und statische Speicherbausteine um mindestens 20 Prozent gesunken seien.

          Besserung erst in der zweiten Jahreshälfte 2023

          In dieser Analyse belastet die Halbleiterindustrie nicht nur das gesamtwirtschaftliche Umfeld, sondern auch die Katerstimmung nach der während der Pandemie rasant gestiegenen Nachfrage nach elektronischen Geräten und damit Mikrochips. Mit der aufkommenden Chipknappheit bemühten sich viele Kunden, ihre Vorratslager zu füllen. Diese Bestände werden nun auf ein Normalmaß verringert, so dass die aktuelle Nachfrage gering ist. Auch die Speicherbestände von SK Hynix sind aktuell größer als normal.

          Für dynamischen DRAM-Speicher erwartet das Unternehmen, dass der Höhepunkt im Speicherzyklus im ersten Quartal 2023 erreicht sein und sich danach eine im Jahresverlauf Besserung einstellen werde. Das Geschäft mit diesen Speicherelementen wird weitgehend durch die Nachfrage von großen Datenspeichern etwa für das Cloud-Computing bestimmt. Für nicht-flüchtigen NAND-Speicher, der mehr am Geschäft mit Verbraucherelektronik wie Smartphones hängt, sei der Termin der Erholung unklar, erklärte das Unternehmen. SK Hynix hofft auf eine Wende zum Besseren in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres.

          Das südkoreanische Unternehmen ist nach Samsung Electronics der zweitgrößte Hersteller von elektronischen Speicherbausteinen. Im Geschäft mit dynamischen Speicherchips (DRAM), die Computern oder Smartphones Als eine Art Kurzzeitgedächtnis dienen, ist SK Hynix Nummer 2 nach Samsung. Bei statischen Speicherelementen, NAND- oder Flashspeicher, ist das Unternehmen Nummer 3 nach Samsung und Kioxia, das früher zu Toshiba gehörte. SK Hynix ist als Teil eines Konsortiums an Kioxia beteiligt. NAND-Speicher lässt sich als Langzeitgedächtnis beschreiben, in dem Fotos, Filme der Textdokumente dauerhaft gespeichert sind.

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