Übernahmepoker : Siemens und Mitsubishi prüfen Alstom-Angebot
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Bietet Siemens zusammen mit Mitsubishi um Alstom? Bild: dpa
Überraschende Wende im Übernahmepoker um den französischen Industriekonzern Alstom: Offenbar bereitet Siemens ein gemeinsames Gebot mit dem japanischen Wettbewerber Mitsubishi vor.
Siemens sichert sich für ein Alstom-Gebot Schützenhilfe aus Japan. Gemeinsam mit Mitsubishi Heavy Industries (MHI) wäge der Münchener Konzern eine Offerte für die Energietechnik des französischen Wettbewerbers Alstom ab, teilte Siemens mit. „MHI und Siemens werden bis zum 16. Juni entscheiden, ob ein Angebot an den Verwaltungsrat von Alstom abgegeben wird“, hieß es. Ziel sei eine Stärkung der künftigen Position der drei Unternehmen. Die mehr als zwölf Milliarden Euro schwere Alstom-Offerte des amerikanischen Konzerns General Electric (GE) läuft noch bis 23. Juni.
„MHI wurde von Siemens eingeladen, sich zusammenzuschließen“, erklärte Mitsubishi-Chef Shunishi Miyanaga. „Wir sind davon überzeugt, dass wir einen substanziellen Beitrag zu einer partnerschaftlichen Lösung für Alstom leisten können, der einen Mehrwert für alle beteiligten Parteien inklusive des Landes Frankreichs schaffen wird.“
Damit würde Siemens-Chef Joe Kaeser Kartellprobleme umschiffen. Die Japaner könnten etwa jene Alstom-Teile übernehmen, bei denen den
Münchnern Ärger durch die Wettbewerbshüter droht, etwa die Übertragungstechnik. Zudem könnte Kaeser seinem Partner jene
Geschäftsfelder überlassen, die er für wenig zukunftsträchtig hält, etwa Dampfturbinen für große Kohlekraftwerke. Für Siemens blieben
Filet-Stücke wie die Gasturbinensparte und deren Wartung.
In Frankreich rührt sich bereits Widerstand gegen Kaesers jüngsten Winkelzug. „Das würde in eine Zerlegung münden, was die französische
Regierung kaum akzeptieren wird“, hieß es im Umfeld von Alstom. Bisher hätten Siemens und Mitsubishi nichts vorgelegt. Mitsubishi hätte zudem keinen Zugang zum Datenraum gehabt. Alstom lehnte eine Stellungnahme ab.
Der Zeitrahmen ist knapp bemessen. Am Sonntag tagt bereits der Siemens-Aufsichtsrat. Ob sich Siemens letztendlich überhaupt zu einem
Gebot durchringt, ist weiter offen. In der Münchener Konzernzentrale gibt es viele Bedenken. Dort herrscht die Angst, eine Alstom-Übernahme könne das Management überlasten, eine Integration würde das Unternehmen über Jahre beschäftigen. Kaeser selbst hatte sich zurückhaltend geäußert. Investoren hatten sich gegen eine Offerte ausgesprochen.
Mitsubishi dringt unterdessen stärker nach Europa. Der Mischkonzern verbündete sich mit dem dänischen Windradbauer Vestas. Mit Siemens
machte das japanische Traditionsunternehmen erst vor wenigen Wochen Geschäfte. Die Münchner überließen Mitsubishi mehrheitlich ihre Sparte für Stahlwerksausrüstung.