Siemens : Seltsame PR für Joe Kaeser
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„Ich liebe es für Joe zu arbeiten“, sagt Sarah Hashish über Siemens-Chef Kaeser Bild: Twitter/Hashish
„Awesome Joe“: Wie viel Lob erträgt ein Chef? Siemens testet die Grenzen aus.
Wie sehr dürfen Untergebene ihre Chefs loben? Im Zweifel kriegen die davon nie genug, lautet eine alte Regel aus der Karrierefibel. Großkonzerne leisten sich ganze Abteilungen, um ihre Vorstände im hellstem Licht erstrahlen zu lassen. So auch Siemens, wo in diesen Tagen eine besonders eifrige Öffentlichkeitsarbeiterin von sich reden macht: Sarah Hashish, die persönliche Kommunikationsberaterin des Vorstandsvorsitzenden Joe Kaeser.
Die Ägypterin preist ihren Chef auf Social-Media-Kanälen, als gäbe es kein Morgen. Nun werden PR–Leute genau dafür bezahlt. Aber Hashish, seit zwölf Jahren in Diensten von Siemens in Deutschland, setzt neue Maßstäbe. Bisweilen klingt sie mehr nach Groupie als nach PR-Beraterin, wenn sie Botschaften über ihren Chef in die Welt raustwittert, etwa über den „phantastischen Joe Kaeser“ (kurz: „awesome Joe“) und das wahnsinnige Glück, ihn durch das anstrengende Managerleben begleiten zu dürfen: „Ich liebe es, für Siemens und für Joe zu arbeiten.“
Ihre Aufgabe ist es, den Vorstandschef rundum zu betreuen, was öffentliche Auftritte betrifft. Das setzt zweifelsfrei ein Vertrauensverhältnis voraus, weswegen Hashish sich damit brüstet, dass sie zu der Handvoll Leute im Umfeld Kaesers gehöre, die „den Menschen hinter dem CEO“ kennen, den sie als einen der „wichtigsten Unternehmensführer unserer Zeit“ feiert. So großartig sei der Manager und dabei so glaubwürdig und demütig.
Im Verhältnis zur Praxis in anderen Dax-Konzernen klingt das alles einigermaßen eigenartig. Endgültig seltsam wird es, da die PR-Spezialistin nun einen langen Aufsatz über ihre eigene Person und ihre Aufgabe ins Internet gestellt hat – als Reaktion auf das Getuschel um sie und ihre Rolle an der Seite Kaesers, wie sie zur Begründung schreibt. Sie müsse sich gegen rufschädigende Gerüchte und persönliche Beleidigungen wehren, denen sie sich als „Muslima, Araberin und Frau“ ausgesetzt sieht, argumentiert Hashish.