Insolvenz : Krimi um „Gorch Fock“ und ihre Werft
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Die „Gorch Fock“ läuft aus ihrem Heimathafen in Kiel aus. Bild: dpa
Die Sanierung des maroden Segelschiffs „Gorch Fock“ gerät immer weiter zum Krimi. Jetzt meldet die zuständige Werft Insolvenz an – und es ist von rätselhaften Geldflüssen in Millionen-Höhe die Rede.
Die durch die Sanierung der „Gorch Fock“ in die Schlagzeilen geratene niedersächsische Elsflether Werft AG hat einen Insolvenzantrag gestellt. Ziel sei ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung, sagte der neue Vorstandschef Axel Birk am Mittwoch bei der Abfahrt von der Werft zum Amtsgericht Nordenham. „Wir werden es versuchen.“ Zuvor war die Belegschaft über die Lage informiert worden. Gleichzeitig hatten der Verteidigungs- und der Haushaltsausschuss des Bundestages darüber beraten, ob die Sanierung des maroden Segelschulschiffs der Marine fortgesetzt werden soll. Die IG Metall hatte sich bereits zuvor dafür ausgesprochen, damit es in der Region „nicht zu massiven Verwerfungen kommt“.
Die Kosten für die Sanierung des Dreimast-Seglers sind über die Jahre in die Höhe geschnellt. Ursprünglich waren 10 Millionen Euro vorgesehen, dann wurde auf 75 Millionen Euro erhöht, inzwischen wird mit bis zu 135 Millionen Euro gerechnet. Bis jetzt sind rund 70 Millionen Euro ausgegeben worden, erfuhr die F.A.Z. aus dem Verteidigungsministerium. Es gebe auch keine Bestrebungen, den Auftrag zurückzuziehen. Das hänge allerdings davon ab, wie es jetzt in der Werft weitergehe.
Von den rund 70 Millionen, die der Bund bezahlt hat, sind nach Informationen der F.A.Z. mehr als 20 Millionen Euro bislang nicht klar zu belegen. Ende Januar sind Aufsichtsrat und Vorstand der Werft auch vor diesem Hintergrund mit sofortiger Wirkung abberufen worden. Sie stünden unter dem Anfangsverdacht, erhebliche Pflichtverletzungen zu Lasten der Werft und damit auch des Vermögens der Hamburger Sky-Stiftung begangen zu haben, hieß es. Die Stiftung ist alleinige Anteilsinhaberin der niedersächsischen Traditionswerft.
Die Mitarbeiter nicht hängen lassen
Unternehmen, die gute Aussichten auf eine Fortführung des Geschäftsbetriebs sehen, können wie jetzt die Elsflether Werft bei Gericht ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragen. Das ist eine Variante des Insolvenzrechts, die statt einer Abwicklung auf die Sanierung eines Unternehmens zielt. Die IG Metall Küste zeigte sich zuversichtlich, so die Arbeitsplätze der Werft und der Zulieferer zu sichern. „Das Liquiditätsloch ist so groß, dass man das nicht hinkriegt, ohne Insolvenz anmelden zu müssen“, war in Gewerkschaftskreisen zu hören.
Wichtigster Unterschied des Verfahrens in Eigenverantwortung ist: Die Geschäftsleitung bleibt dann im Amt, ihr wird allerdings ein sogenannter Sachwalter von außen zur Seite gestellt. Sie behält damit aber große Teile der Verfügungsgewalt über das Unternehmen. Zugleich ist die Firma vor Vollstreckungen und Zwangsmaßnahmen von Gläubigern geschützt.
Die IG Metall Küste hat das Bundesverteidigungsministerium aufgefordert, den Weiterbau des Segelschulschiffes Gorch Fock trotz des laufenden Insolvenzverfahrens durch die Elsflether Werft AG zu ermöglichen. „Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen darf die Beschäftigten der Werft und bei den Zulieferern nicht hängen lassen“, sagte Meinhard Geiken, Bezirksleiter der IG Metall Küste. „Die Werft muss auch in dieser schwierigen Situation die Chance bekommen, die geforderte Transparenz über die Kosten herzustellen und dann die Sanierung des Schiffes fortzusetzen“. Geiken weiter: „Neben den 130 Beschäftigten auf der Elsflether Werft geht es uns auch um hunderte Arbeitsplätze bei Zulieferern und anderen Unternehmen in Niedersachsen und Bremen. Die Beschäftigten dürfen nicht zu Opfern von Misswirtschaft und Korruption werden.“