Schnapshersteller gegen Corona : „Wir können auch härter brennen“
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Flaschen mit Extrakten für Herstellung von Gin und Absinth stehen in der Dresdner Spirituosen Manufaktur. Bild: dpa
Wer ohnehin scharfen Alkohol brennt, für den ist der Schritt zum Desinfektionsmittel nicht weit. Das haben nun eine Reihe kleiner Schnapsproduzenten bemerkt – und ebenso der reichste Mann Europas.
Not macht erfinderisch, heißt es. Da die Kapazitäten für Desinfektionsmittelproduktion begrenzt sind und die Nachfrage in der Coronavirus-Krise das Angebot um ein Vielfaches übersteigt, springen nun branchenfremde Unternehmen zur Hilfe. Bierbrauer und Schnapsbrenner beispielsweise, aber auch der französische Luxushersteller LVHM, der statt Parfüm nun Desinfizienz herstellt. In Großbritannien hat der Craft-Bierbrauer Brewdog ein Hand-Desinfektionsmittel mit 60 Prozent Alkoholgehalt entwickelt.
Rund um die Uhr wolle man nun in der Kleinbrauerei, die sonst das Bier „Punk IPA“ produziert, einen „Punk Sanitiser“ herstellen, der durch Zusatz bestimmter Chemikalien nicht mehr genießbar ist. Er soll an Hilfsorganisationen und das Gesundheitswesen verschenkt werden, hieß es von den Brauern aus dem schottischen Aberdeenshire, die mit ihrer Ankündigung natürlich auch einen großen PR-Effekt erzielt haben.
Der Schnapshersteller Verdant Spririts aus Dundee will ebenfalls mitmachen und 400 Liter Desinfektionsmittel beisteuern, ebenso stellt eine Gin-Destille aus London ihre Produktion um. Ärzte warnen indes, dass das Trinken von hochprozentigem Alkohol nicht gegen das Coronavirus hilft – das sei eine Illusion.
Auch der reichste Mann Europas hilft
Auch aus der Schweiz kommen Nachrichten, dass Schnapsbrenner beim Corona-Kampf mitmachen wollen. Der Verband der Schweizer Brenner mit 400 Mitgliedern, die in ihren Destillen sonst Obstler oder Kräuterschnaps brennen, hat Hilfe angeboten. Es sei kein Problem, statt der 40- bis 50-prozentigen Schnäpse noch härter zu brennen und den Alkoholgehalt auf 60 oder 70 Prozent zu steigern, was für ein medizinisches Desinfektionsmittel ausreicht. Besonders viel kommt von diesen Kleinherstellern aber trotzdem nicht zusammen.
Mehr Kapazitäten hat da Pernod Ricard, zu dem Konzern gehören Marken wie Absolut Vodka, Havana Club und andere. Die Franzosen kündigten an, dem Laboratoire Cooper 70.000 Liter reinen Alkohol zur Verfügung zu stellen. Das Laboratoire Cooper ist einer der führenden Hersteller von Desinfektionsgels für Apotheken in Frankreich.
Mit dem gespendeten Alkohol könne es 1,8 Millionen 50-Milliliter-Fläschchen produzieren. Auch in Spanien und Irland will Pernod Ricard helfen. Noch mehr klotzt der LVHM-Konzern, der dem reichsten Mann Europas, Bernard Arnaud, gehört. Wie berichtet, soll seine Parfüm- und Kosmetiksparte, die sonst Dior-Parfüm und andere Duftwässer herstellt, jetzt „große Mengen hydroalkoholisches Gel“ produzieren. In der ersten Woche will er mit zwölf Tonnen Hydrogel starten, die an Kliniken vor allem im Großraum Paris verteilt werden sollen.
In Großbritannien hat der Fiskus angekündigt, den Destillen unbürokratisch eine Genehmigung zu geben, die sie für ihre Corona-Desinfektionsmittel von der Alkoholsteuer befreien würde. Im Kampf gegen das Virus wird jede Hilfe benötigt.