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Größter Schlachter Europas : Kein Schwein kauft Veggie-Wurst

  • -Aktualisiert am

Fleischproduzent Tönnies konzentriert sich wieder auf seine Kernkompetenz: Ochse, Kuh und Schwein im Tönnies-Logo Bild: dpa

Der Markt für Fleischersatzstoffe ist seit Monaten rückläufig. Seine eigenen Produkte hätten ihm nicht geschmeckt, sagt jetzt Clemens Tönnies, der größte Schlachter Europas – und stellt die Produktion vegetarischer Würste beinahe komplett ein.

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          Spät ein- und früh ausgestiegen: Der größte Schlachter Europas Clemens Tönnies hat genug von Wurst aus pflanzlichen Ersatzstoffen. „Der Hype ist vorbei“, sagte er am Dienstag im westfälischen Rheda-Wiedenbrück, wo das größte Schlachthaus Deutschlands steht, in dem täglich mehr als 20.000 Schweine erlegt werden.

          Die vegetarischen Würste, die unter der Marke Gutfried vermarktet wurden, hätten ihm selbst nicht geschmeckt, und sein Geschmack sei repräsentativ für den der Deutschen, sagte er. Tatsächlich ist der Markt für Fleischersatzstoffe, etwa aus Milchfett, Soja, Getreide oder Erbsen, nach Angaben der Marktforscher der GfK seit Monaten stark rückläufig.

          Aber ist der Trend wirklich vorüber – oder passt er nur nicht zur Marke Tönnies, beziehungsweise Gutfried, das für preiswerte Geflügelwurst steht? Geflügel hält Umfragen zufolge ohnehin ein großer Teil der Verbraucher fast für eine Art vegetarische Kost, da das Fleisch des Huhnes weiß und bekömmlich sei. Gegen die These eines Endes des Veggie-Trends spricht, dass erst vor wenigen Tagen ein namhafter Anbieter aus den Vereinigten Staaten den deutschen Markt betreten hat: Beyond Meat.

          20,6 Millionen Schweine im Jahr geschlachtet

          Das kalifornische Unternehmen ist besonders prominent durch seine berühmten Investoren wie den Microsoft-Gründer Bill Gates und Schauspieler Leonardo Di Caprio. Es rühmt sich, als angeblich einziger Hersteller „Rindfleisch“-Hamburgerbratlinge auf der Basis von Getreide und Soja herzustellen, die wirklich nach Rindfleisch schmeckten. Beyond Meat kooperiert im Vertrieb mit der PHW-Gruppe („Wiesenhof“) aus dem niedersächsischen Rechterfeld, einem der größten Geflügelfleischkonzerne der Welt. PHW selbst war erst kürzlich in die Herstellung von Fleischersatzprodukten eingestiegen. PHW denkt nicht an einen Ausstieg aus dem Fleischersatz-Geschäft. Es strebe vielmehr „Wachstum durch Vielfalt“ an, sagte Geschäftsführer Peter Wesjohann. Zuerst und bis heute erfolgreich hatte das Unternehmen Rügenwalder Mühle Fleisch durch Milchproteine und zuletzt auch Erbsen ersetzt.

          Anders aber Tönnies. Nur noch eine Sorte von Fleischersatz soll unter der Marke Gutfried in den Regalen der Supermärkte wie Edeka, Rewe und Lidl bleiben, da die Verkaufszahlen eingebrochen sind – sechs Veggie-Würste werden eingestellt. Immer besser läuft hingegen der Verkauf und Export von Schweinefleisch. Die Zahl der Schlachtung und Zerlegung haben abermals zugelegt.

          Der Umsatz der Tönnies-Holding steigt auf 6,9 Milliarden Euro. 2017 schlachtete die Gruppe nach eigenen Angaben 20,6 Millionen Schweine, im Vorjahr waren es 200.000 weniger. 432.000 Rinder, etwas mehr als im Vorjahr, verließen die Förderbänder tot. Dem Unternehmen zufolge konnte eine Schlacht-Schwäche Dänemarks ausgenutzt werden. Bevor der Mindestlohn eingeführt werden sollte, hatten Interessenverbände der Fleischwirtschaft noch vor einem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit gewarnt. Auch Schlachtkonzerne wie Vion, Westfleisch und Danish Crown profitierten Jahre lang von extrem niedrigen Löhnen für osteuropäische Arbeiter.

          Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Fassung dieses Artikels fehlte im letzten Absatz zur Zahl 432.000 das Wort „Rinder“. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

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