Marc Benioff : Salesforce-Gründer kauft Time-Magazine
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Marc und Lyonne Benioff im Jahr 2016 Bild: AFP
Erst 2013 hat Amazon-Chef Jeff Bezos die „Washington Post“ übernommen, jetzt wird der nächste Tech-Milliardär zum Medienbaron. Ein Kaufpreis steht auch schon fest.
Nach Jeff Bezos wird der nächste Tech-Milliardär zum Besitzer eines prestigeträchtigen amerikanischen Blattes. Salesforce-Gründer Marc Benioff und seine Frau Lynne kaufen das „Time Magazine“ für 190 Millionen Dollar vom Meredith-Verlag, wie das Ehepaar am Sonntagabend mitteilte.
Erst im Jahr 2013 hatte sich Amazon-Chef Jeff Bezos für 250 Millionen Dollar die „Washington Post“ gekauft, eine der wichtigsten liberalen Zeitungen des Landes. Das brachte ihm unter anderem einen Pulitzer-Preis ein, aber auch jede Menge Kritik des amerikanischen Präsidenten Donald Trump, der die Zeitung immer wieder als „teures Lobbyisten-Sprachrohr“ von Amazon attackiert.
Privater Kauf
Jetzt wird auch der 53 Jahre alte Benioff, der nach Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg über ein Nettovermögen von 6,5 Milliarden Dollar verfügt, zum Medienbaron. Benioff ist Gründer und stellvertretender Vorsitzender des Tech-Konzerns Salesforce, der Cloud-Computing-Lösungen für Unternehmen liefert und seit Jahren rasant wächst. Der Kauf des Wochenmagazins habe aber nichts mit dem Unternehmen zu tun, sondern sei ein privates Projekt von Benioff und seiner Frau.
„Wir fühlen uns geehrt, die Verwalter eines der wichtigsten Medienunternehmen und ikonischen Marken der Welt zu werden“, schrieben die beiden am Sonntag. „Time war immer eine vertrauenswürdige Reflektion des Zustands der Welt, und sie erinnert uns daran, dass Medienunternehmen eine der großartigsten Plattformen für den Wandel sind.“
Benioffs wollen sich nicht einmischen
Der amerikanische Meredith-Verlag hatte den Time-Verlag inklusive des „Time Magazine“ erst im Januar für 1,8 Milliarden Dollar übernommen. Doch nicht nur das Wochenmagazin, auch berühmte Titel wie die Magazine „Sports Illustrated“ oder „Fortune“ standen schnell wieder zum Verkauf. Die drei Titel passten hinsichtlich der Leserschaft und der Werbung nicht zu den anderen Magazinen des Verlags. Die „Time“-Übernahme soll nun innerhalb der kommenden 30 Tage abgeschlossen werden, und auch für die anderen beiden Titel soll es Meredith zufolge „in naher Zukunft“ Käufer geben. „Wir wissen, dass ,Time' weiter erfolgreich und bei den Benioffs in guten Händen sein wird“, sagte Meredith-Chef Tom Harty.
Die Benioffs wollen sich eigenen Angaben zufolge aber nicht in das Tagesgeschäft der Redaktion einmischen und auch die Chefredaktion nicht austauschen. Marc Benioff hat den amerikanischen Präsidenten öffentlich immer wieder scharf kritisiert. Mit dem „Time Magazine“ erwirbt er ein Magazin, das trotz sinkender Werbeerlöse immer noch mehr als 100 Millionen Leser in Print und Online erreicht. Vor allem die Sonderausgaben wie die zur „Person des Jahres“ finden Aufmerksamkeit auf der ganzen Welt. Im Dezember 2016 krönte das Magazin Donald Trump, ein Jahr später mehrere Mitglieder der feministischen #MeToo-Bewegung.