Ryanair-Chef im Interview : „Bald gibt es kostenlose Flugtickets“
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Nein, bloß nicht. Die Lücke könnten wir so rasch gar nicht füllen, weil uns die Flugzeuge fehlen. So wie es jetzt ist, ist es ideal. Aber verraten Sie es niemandem! Air Berlin verschwindet schleichend, Verbindungen werden eingestellt und die Preise bleiben hoch. Da können wir Schritt für Schritt mit günstigen Tickets hineingrätschen. Unser Marktanteil in Deutschland wird sich in zwei bis drei Jahren auf 20 Prozent verdoppeln.
Lufthansa und ihre Billigtochter Eurowings werden das kaum zulassen.
Eurowings billig? So ein Quatsch. Die Kosten sind mindestens dreimal so hoch wie bei uns. Die werden Eurowings in ein paar Jahren einstellen oder mit Lufthansa verschmelzen. Die Zubringerflüge zu ihren Langstrecken werden sie uns überlassen. Das machen wir schon für Norwegian und für Aer Lingus, unseren irischen Konkurrenten. In Amerika sind Zubringerflüge von fremden Fluglinien ganz normal.
Warum sollte die Lufthansa das tun, ihr geht es gerade gut: Rekordgewinne und endlich eine Einigung mit den Piloten.
Die nächste Luftfahrtkrise kommt bestimmt, und dann hat Lufthansa kein Geld mehr, die teuren Kurzstrecken zu bedienen. Und was ist das denn für eine Einigung mit den Piloten? Das Management hat ja höchstens 20 Prozent seiner Forderungen durchgesetzt. Und bei nächster Gelegenheit werden die Gewerkschaften wieder Ärger machen.
Die es bei Ryanair gar nicht gibt. Was haben Sie eigentlich gegen sie?
Gewerkschaften sind überflüssig, die hat man im 19. Jahrhundert gebraucht, um Arbeitnehmerrechte zu erkämpfen. Jetzt gibt es genug sozialen Schutz. Gewerkschaften blockieren vernünftige Reformen und verhindern neue Jobs.
Haben denn Billigflieger überhaupt noch genug Wachstumschancen?
In ein paar Jahren wird es auf den kurzen und mittleren Strecken nur noch Billigflieger geben, aber nicht alle haben eine Überlebenschance. Wir wollen von jetzt fast 120 Millionen auf 200 Millionen Passagiere im Jahr 2024 wachsen und die Zahl der Flugzeuge bis dahin um 70 Prozent erhöhen.
Was könnte Ryanair gefährden?
Wenn wir mal einen Flugzeugunfall hätten. Oder wenn wir Fett ansetzen würden und bei Entscheidungen schwerfällig würden wie die großen Fluglinien.
Zu einem Billig-Langstreckenflieger nach Amerika wollen Sie aber weiter nicht werden, anders als Norwegian oder die isländische Wow Air?
Nein, dann benötigten wir eine Business-Klasse mit einem anderen Service in der Luft, das macht es komplizierter. Und wir bekommen seit Jahren keine Langstreckenflugzeuge zu vernünftigen Preisen, weil die Golf-Airlines alles wegkaufen. Aber jetzt bekommen die auch gerade Finanzprobleme, vielleicht eröffnet uns das neue Chancen.
Jetzt ist unser Gespräch fast am Ende und Sie haben kein einziges Mal wie früher Ihre Kunden beschimpft oder skurrile Vorschläge gemacht wie eine Toilettengebühr oder Sex-Suiten gegen Aufpreis. Was ist los mit Ihnen?
Das war nie ernst gemeint. Wir hatten früher kein Werbebudget und wollten so günstig in die Öffentlichkeit kommen. Jetzt wollen wir nett zu unseren Kunden sein.
Wie langweilig für Sie, oder?
Ja. Aber ich muss mich ja auch nicht immer wie ein Teenager benehmen.
Also gehen Sie bald golfen?
Viel zu langweilig. Ich bin Besitzer von Rennpferden, das reicht als Hobby. Und den Job mache ich noch lange weiter.