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Aufträge der Bundeswehr : Rheinmetall profitiert von Rüstung, aber noch nicht jetzt

Der Kampfpanzer Leopard 2 fährt durch ein Gewässer: Für ihn hat Rheinmetall die Glattrohrwaffenanlage entwickelt. Auch Munition für den Leopard 2 kommt von Rheinmetall. Bild: dpa

Wegen des Ukrainekriegs schafft der Staat ein großes Sondervermögen für Wehrausgaben. Der Rüstungskonzern Rheinmetall hofft nun auf Aufträge von der Bundeswehr. Bis die eintrudeln, dürfte es aber noch dauern.

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          Über die „modernen und robusten“ Fahrzeuge haben sie sich bei der Truppe am Freitag in München gefreut. Gar von einer „Erfolgsgeschichte der ungeschützten Transportfahrzeuge“ spricht das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) in der Mitteilung, die es versendet hat, nachdem die ersten Fahrzeuge des Gemeinschaftsunternehmens Rheinmetall MAN Military Vehicle (RMMV) jetzt übergeben wurden.

          Jonas Jansen
          Wirtschaftskorrespondent in Düsseldorf.

          Geschlossen wurde der Vertrag über die 230 geschützten und 310 ungeschützten Wechselladersysteme (WLS), mit denen etwa Munition und Betriebsstoffe transportiert werden und die gleichzeitig jeweils drei Soldaten vor Splittern, Infanteriemunition und Landminen schützen, allerdings schon im Juni 2020. Die Laufzeit beträgt sieben Jahre.

          Die Lieferung, die zufällig auf den Veröffentlichungstag der Quartalszahlen des Düsseldorfer Rüstungskonzerns Rheinmetall gefallen ist, verdeutlicht, warum sich in den ersten drei Monaten des Geschäftsjahres noch keinerlei Effekt aus dem Krieg in der Ukraine und der Ankündigung des 100 Milliarden Euro schweren Sondervermögens für die Bundeswehr in der Bilanz des M-Dax-Konzerns zeigt. „Gute Chancen“ rechnet sich der Rheinmetall-Vorstandsvorsitzende Armin Papperger gleichwohl aus, in der aktuellen sicherheitspolitischen Lage viele Aufträge gewinnen zu können. In einer Analystenpräsentation rechnet der Vorstand mit möglichen Bestellungen im zweiten Halbjahr 2022.

          Deutlich höhere Umsätze erwartet

          Ohne den Ukraineeffekt hatten die Düsseldorfer einen Auftragseingang aus Deutschland in Höhe von 1,6 Milliarden Euro in diesem Jahr erwartet, nun gehen sie von 6 bis 8 Milliarden aus. Im kommenden Jahr soll das auf 7 bis 9 Milliarden Euro steigen. Dabei geht es hauptsächlich um Munition, Lastwagen, den Schützenpanzer Puma und den Radpanzer Boxer.

          Statt mit 1,5 Milliarden Euro Umsatz rechnet Rheinmetall mit 2 Milliarden in diesem Jahr und 2,3 Milliarden im Jahr 2023. Nicht eingerechnet sind da mögliche Bestellungen aus der Ukraine, die der Investorenpräsentation zufolge zwischen 300 und 500 Millionen Euro ausmachen könnten. Während das größte Wachstum aus Deutschland kommen dürfte, hofft Rheinmetall angesichts der Aufrüstung aus anderen NATO-Staaten auf Aufträge vor allem für den Panzer Lynx.

          Für das Gesamtjahr erwartet Papperger nach wie vor ein Umsatzplus von 15 bis 20 Prozent im Konzern, im vergangenen Jahr erreichte Rheinmetall da rund 5,7 Milliarden Euro. Die operative Ergebnisrendite soll bei mehr als 11 Prozent liegen. Der Aktienkurs des M-Dax-Unternehmens, der zuletzt immer neue Höhen erreicht hatte, lag am Freitag im Tagesverlauf gleichwohl mehr als 3,5 Prozent im Minus.

          Gerade das zivile Geschäft hatte in den ersten drei Monaten des Jahres Schwierigkeiten, das Sensorgeschäft litt unter den Lieferkettenproblemen der Halbleiterbranche, derzeit belasten die Corona-Lockdowns rund um Schanghai. Um 17 Prozent im Umsatz zulegen konnte hingegen die Division Waffen und Munition, vor allem durch einen Großauftrag aus Ungarn (F.A.Z. vom 31. März). Insgesamt verharrte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf dem Niveau von gut 1,3 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis stieg um 8 Millionen Euro oder 9,5 Prozent auf 92 Millionen Euro.

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